Archiv 23. Dezember 2019

Newsletter Dezember

Liebe Freundinnen und Freunde Sanko-ji’s!

 
Intro: Schon wieder geht ein Jahr vorüber, es sind die kürzesten Tage des Jahres und doch wie das Foto von heute aus dem Zenkonyama zeigt, blühen schon wieder die ersten Blumen des Jahres um den Altar des Aussendojos (Nieswurz).
 
 
 
Es ist ein nie endender Kreislauf von Vergehen (Herbst/Winter) und Entstehen (Frühling/Sommer)….
Vergehen/Entstehen lässt sich offenbar nicht so einfach separieren/unterscheiden…
Es ist komplexer, alles miteinander verwoben…
 

“Im Licht ist die Dunkelheit,
Doch haltet sie nicht für Dunkelheit.
In der Dunkelheit ist das Licht,
Doch betrachtet es nicht als Licht.

Licht und Dunkelheit sind Gegensätze“ aus dem Sandokai
 
Es ist etwas, das unabhängig, ausserhalb unserer Kontrolle passiert…
Es ist etwas, was auch passiert, wenn wir nicht mehr da sind….
Es zeigt, wieder ist ein Jahr vergangen, wieder ein Jahr weniger, um als Bodhisattva erfüllt von Gelübden die Welt/Wesen zu retten? (Also muss ich nochmal wieder kommen;-)
Es ist wieder Zeit mit den DREI Naikanfragen Rückschau zu halten:
Was habe ich alles erhalten?
Was habe ich alles wem gegeben?
Wem habe ich Schwierigkeiten bereitet?

Es ist eine heilige Zeit,… es ist ruhiger und stiller und oft dunkler als sonst..
Es ist die Zeit mit der Familie zu sein..
Es ist die Zeit von Stille und Frieden…
Es ist die Zeit, in der ich gerne draussen bin, das Licht, die Stimmung alles ist anders…
Es ist die Zeit, in der vor 2019 Jahren laut christlichem Glauben “ein Licht” in die Welt geboren wurde?

Wo, was, wie ist meinem Licht?
Produziere ich genug Energie, damit es nach aussen leuchten kann?

 
“Praktizieren sie sich selbst? von  Shohaku Okumura
 
Dogen Zenji schreibt, dass unsere Praxis nicht vom Zustand der Welt abhängig ist, sondern dass wir in unserer Praxis unseren ureigenen Familienschatz verwenden und unsere Praxis die Welt beeinflussen kann. Der Schatz kommt nicht von außen; Die Schatzkammer befindet sich in unserem eigenen Haus. Es ist unser Familienschatz. Es ist kein Schatz, den wir finden müssen. Wir erhalten und nutzen unseren eigenen Familienschatz, er hängt nicht von den Bedingungen der Gesellschaft ab. Wir üben mit unserer eigenen Lebenskraft, es liegt also nicht an den Bedingungen der Welt oder den Bedingungen des Zeitalters, in dem wir leben.
 
Es ist nicht so, dass wir nicht praktizieren oder Erleuchtung erlangen können, weil dies eine entartete, böse Welt ist, sondern dass wir die Welt verändern können, wenn wir wirklich in diesen fünf Skandhas praktizieren. Hier ist Dogen sehr optimistisch oder positiv.
 
In Genjokoan sagt Dogen, den Buddha zu studieren, heißt, das Selbst zu studieren, und das Selbst zu studieren, heißt, das Selbst zu vergessen, und das Selbst zu vergessen, heißt, von allen unzähligen Dharmas verifiziert zu werden. Der wichtige Punkt ist, dass in all diesen unzähligen Dharmas (bunpo) das Selbst oder diese Person enthalten ist. Das bedeutet, dass alle unzähligen Dharmas alle unzähligen Dharmas verifizieren. Also verschwindet dieses Selbst; in unserer Praxis sollte dieses Selbst vergessen werden. Das ist es, was Dogen mit Zenki meinte, in der Übersetzung von Katagiri Roshi bedeutet der Ausdruck Zenki, “totale Funktion” oder “totale dynamische Arbeit” . Das heißt, ki ist ein Teil dieses Netzwerks der voneinander abhängigen Entstehung, ein Knoten dieses Netzwerks der Vernetzung, nicht nur im Raum, sondern auch in der Zeit. Alles ist mit allem in der dreifachen Welt und der Zehn-Richtungen-Welt verbunden
 
Wichtige INFOs:
1.Leider musste ich das Naikan wegen eines Missverständnisses absagen, deswegen besteht nun neu am 31.12. die Möglichkeit einen Zazenabend zu besuchen. Von 17.00 -22.00 Uhr mit anschliessender traditioneller. Räucherzeremonie im ganzen Haus.
 
17.00 Essen
18.00  Zazen
18.50 Kinhin
19.00 Zazen
19.50 Kinhin
20.00 Zazen
20.50 Kinhin
21.00 Zazen
21.50 Räucherzeremonie Haus
Ende
 
Vom 24.12 – 26.12. und 3.1.-5.1. ist Sanko-ji geschlossen, dazwischen könnt ihr gerne zum Helfen, Sitzen vorbeikommen.
 
2. Nach dem Rohatsu in Sanshin-ji sind Shohaku Okamura Roshi und ich darin übereingekommen, dass ich ab sofort sein Schüler sein kann. Um meine Registration zu erneuern, leider abgelaufen, …ja nu…werde ich als Shuso am Ango 2021 in Ryumonji/Iowa teilnehmen und dort Hossenshiki Zeremonie machen. Ryumonji ist ein Tempel in der Tradition Katagiri Roshi, dessen Buch „Rückkehr der Stille“ mich zu Beginn der Praxis sehr prägte. Ich bin froh nun auch in dieser Tradition studieren zu dürfen. Der Abt Shoken Winecoff schein auch ein sehr netter und interessanter, erfahrener Lehrer zu sein. Das wird sicher sehr gut. Später werde ich dann, innerhalb der nächsten 5 Jahre, die dharma transmission von Okamura Roshi bekommen, so die Planung.
 
Mein Angya (Wanderung des Unsui von Meister zu Meister) ist damit beendet!  Endlich! Ich bin sehr glücklich, dass ich wieder einen Lehrer habe und Teil der Sanshin-ji Familie (Sangha) sein darf. Es macht mich glücklich, da er eine Ausnahme machte, weil er keine Schüler mehr nimmt. Das macht mich besonders dankbar. Es fühlt sich gut an und ich hoffe für euch wird sich auch etwas positiv verändern. Die Zeit des Angya war wahrscheinlich die spannendste Zeit in meinem Leben, soviel hat sich verändert in den 12 Jähren seit mein Ordinationsmeister und ersten Lehrer Missen Michel Bovay krank wurde, soviel habe ich gelernt, soviel raus aus der „Komfortzone“, soviel initiert und Gutes getan, und soviel Fehler gemacht und bereut. Das einst florierende Zen Dojo Basel begraben, gegen die übermächtige AZI keine Chance. die Zenklause aufgebaut, Naikan in meine Praxis integriert, viele Sanghen und Lehrer kennen gelernt, danke! Sie waren alle so offen und nett zu mir. Ich bin dankbar, bei aller Trauer um den Tod meines Lehrers, den Verlust meiner Sangha, denn es haben sich viele Dharma Tore geöffnet und das Licht ist heller denn je und der Weg deutlicher. 
Vor allem habe ich nun einen Lehrer und Sangha gefunden, die einen so akzeptiert wie man ist, in der man frei praktizieren, reden kann, die sehr ernsthaft den Weg Dogens praktiziert – ohne Spielzeuge, wohl keine Sangha hat das Privileg mit einem solch guten Kenner Dogens zu studieren wie Okumura – wie heisst so schön der Slogan Kosho Uchiyamas „Ein Sitzen, zwei Praktiken (Gelübde und Reue), drei Geiste ( freudiger Geist, grossherziger und aufziehender Geist), keine finanziellen Interessen oder Machtinteressen der Lehrer bestehen, nicht sektenhaftes, nur Freiheit, Freude und Leichtigkeit der Praxis stehen im Vordergrund.
Was wird sich hier ändern? Ich denke die Richtung in der Sanko-ji gehen wird, wird klarer. In den nächsten Wochen werde ich versuchen herauszuarbeiten, was die Sanshin-ji Gemeinschaft ausmacht. Wir sind wieder Teil der grossen Gemeinschaft des Soto-Zen und der kleinen Sanshin-ji Community. Das meiste praktizieren wir ja schon im Stile Sanshin-ji. Für den einzelnen ändert sich hoffentlich nichts, denn jeder ist seiner Praxis Schmied und die muss man v.a. dann Schmieden, wenn sie kalt ist und die Basis bleibt einfach Shikantaza und „ohne Spielzeug“, auch die 50’ Minuten Zazens bewähren sich, wenn man Zazen nicht als Askese oder Martyrium praktiziert. Ich hoffe auch, dass die SchülerInnen der Sanshin-ji Gemeinschaft zukünftig hier an den Sesshins in Sanko-ji teilnehmen. Hier „Teilhabe“ finden.
 
3.Das Januar-Sesshin mit Kesa Nähen geleitet von Zenmönch Christoph Martin, vielleicht jetzt wieder interessanter für einige Praktizierende, da nun die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass hier in Sanko-ji bald zumindestens Jukai (Zufluchtnahme) genommen werden kann. Aber auch so eine gute Möglichkeit viel Zazen und aber auch 4 Stunden/Tag zu nähen.
 
4. Danke an alle die in Sanko-ji geholfen haben, es unterstützt haben. Ich wünsche euch eine gesegnete und heilige Zeit mit viel Stille, eine Zeit, in der ihr aus dem Tunmodus etwas aussteigen könnt, den Blick nach Innen richten könnt, etwas mehr Zeit habt für ein Sitzen, zwei Praktiken und drei Geiste.
 
5.Genki – Munter, gesund, heiter – dies ist das Kanji, das ich dieses Jahr kalligrafieren werde, und vielleicht als Motto des Jahres 2020 in Sanko-ji gelten könnte
 
6. Fussnoten zu Zazen 11von Issho Fusshita im Anhang
 
Gassho
GyorikiNe

Newsletter November

Liebe Freundinnen und Freunde Sanko-jis

Nun ist es klar geworden auf den Höhen des Schwarzwaldes liegt schon recht viel Schnee. Draussen ruht die Arbeit mehr oder weniger, ausser das stetige Schneiden und Spalten des Holzes, das uns hier im Haus wärmt.
Jeder, der einmal ein Sesshin oder Naikan hier gemacht hat, weiss, wovon ich spreche. Die Wärme des Holzofens geht tief rein in Muskeln und Knochen und bringt uns die tiefe Freude und Entspannung, die wiederum notwenig ist für Naikan und Zazen.
Hier im schwarzen Wald erfüllt mich regelmässige tiefe Dankbarkeit für die Lieferanten des Holzes und ich schäme mich für unsere Spezies, die es schafft immer mehr Wesen diese Planeten nach wirtschaftlichen Nutzen einzustufen. Wo ist der Respekt geblieben vor dem Universum, dem Dharma und die Freude und Dankbarkeit? Schade…

Ende Oktober/November hat eine wichtige Naikanwoche hier stattgefunden. Zum ersten Mal wurde ein Naikan geleitet, während dem ich nicht anwesend war. Suzan hatte sich dazu bereit erklärt, dies erforderte von uns beiden viel Vorbereitung, denn Suzan kannte das Haus nicht und wusste nicht, was es alles zu bedenken/tuen gab. Umgekehrt war mein Job möglichst viel Vorzubereiten und zu Bedenken, was Suzan alles wissen muss. Lange Rede, kurzer Sinn, es war sehr anstrengend für uns, es ist gelungen, da Suzan sich auf alles einliess,…. die Küchensituation, Samu und Zazen, die Holzöfen, etc…und vieles mehr. Ausserdem half Albin an drei Tagen beim Kochen und Putzen, ohne ihn, wäre dieses Naikan nicht möglich gewesen. Grossen Dank an Albin und Suzan!
Es hat sehr gut geklappt, die Teilnehmer haben gute Arbeit gemacht und den inneren Acker vorbereitet für ihr künftiges Leben und nächstes Jahr wissen wir es, wie es geht. Voraussetzung ist, dass wir wieder jemand finden, der die drei Tage, an denen ich arbeiten gehen muss, beim Kochen assistiert oder es sogar übernimmt.
Grundsätzlich könnt ihr an jedem Naikan euch melden, helfen und so einsteigen. Es wäre ein grosses Geschenk und notwendig. Bitte meldet euch, wenn ihr das möchtet, insbesondere suchen wir schon jetzt wieder für Ende Oktober 2020!

Ausserdem benötige ich noch mindestens eine Person, damit das Naikan über den Jahreswechsel stattfinden kann. Bitte diese Nachricht weitertragen;-)

Zum Schluss noch ein Zitat von Kosho Uchiyama Roshi zum Mysterium Zazenhaltung:
„Eines Tages kam ein Westler zu mir und fragte mich: Ich möchte gerne Zazen praktizieren, aber ich kann nicht mit gekreuzten Beinen sitzen. Was denken sie über auf dem Stuhl sitzen während Zazen?
Es ist nicht so gut. Im Halblotus oder Volllotus sitzen ist etwas komplett anderes als auf dem Stuhl sitzen. Wenn sie wirklich richtig sitzen, werden sie den Unterschied merken. Es scheint ähnlich zu sein, aber der mentale Zustand ist anders. Wenn sie mit gekreuzten Beinen sitzen, wird der Körper gerade und der Geist wird auch geradeaus, direkt, unkompliziert, einfach (straightforward).
Im allgemeinen, weil Westler lange Beine haben, können die, die in ihren 20ger Jahren beginnen, oft einfacher sitzen als Japaner; die in den 30er Jahren scheinen oft Schmerzen zu haben, und es sind nur wenige die in ihren 40er mit dem Sitzen beginnen können. Es ist fast unmöglich für Menschen in den 50er Jahren. Wenn Personen aber trotz des Alters sitzen wollen, empfehle ich das Stuhlsitzen als die 2. beste Methode. Der entscheidende Punkt ist, dass sie auch hier die Wirbelsäule so strecken, dass sie sich fühlen als würden sie den Unterleib auf ihren Schoß platzieren. Und dennoch ist das dann eine ganz andere Haltung als die echte Zazenhaltung. Warum wird Körper und Geist „straigthforward“? Ich kann es nicht mit Worten erklären.“

Dann natürlich noch Issho Fusshitas Fussnoten zu Zazen Nr. 10 im Anhang. Viel Freude beim Studieren.

Ich bin nun schon in den Vorbereitungen für das Rohatsu in Sanshin-ji USA und schon recht nervös, wie vor jedem Rohatsu und ganz speziell vor dem, da es noch eine lange Hin- und Rückreise beinhaltet. Die mich kennen wissen – ich bin kein Fan von langen Flugreisen und dennoch freue ich mich sehr, denn das Rohatsu ist jedes Jahr der Höhepunkt des Jahres für mich, denn wie ich en eben gelernt habe, da wird Körper und Geist straightforward und das habe ich gerne;-), weiss auch nicht warum:-)

In diesem Sinne wünsche ich euch ein direkte, gerade, einfache, unkomplizierte Praxis. Melde mich im Dezember wieder.

Herzlich und Gassho
Volker