Liebe Freundinnen und Freunde Sanko-jis

Das Wetter ist immer noch so wechselhaft wie die Stimmung manchmal bei einem Sesshin. Ganz besonders beim letzten Krokussesshin (Krokusse blühen schon unter dem Schnee und tauchen immer wieder freudig auf:-) im tiefsten Wintersturm mit fast 40cm Neuschnee begann es. Dann beglückte uns ein strahlender, warmer Frühlingstag, gefolgt von einem Regensturm und wieder Winter, dazwischen Stille und Ruhe.
Die letzten Tage waren auch wieder turbulent, erst Sturm und gestern den ganzen Tag wieder Schnee und heute strahlend blau und weiss die Landschaft.
Gut ist bei den vielen Niederschlägen und Sturm nichts gross kaputt gegangen, nur ein bisschen Wassereinbruch in den alten Teilen des Gebäudes.

Bodhidharma antwortete einmal auf die Frage: Was ist das wichtigste im Zen? Leerheit, ohne Heiligkeit!

Kodo Sawaki kommentierte dieses Prinzip mit: Es ist falsch, wenn es auch nur einen kleinen Partikel künstlich erschaffenen Dogmatismus in unserem Geist gibt. Es gibt grundsätzlich keinerlei willkürliche Sichtweisen. Ja, Leere ohne Heiligkeit, nicht nach Wahrheit suchen!

Insbesondere während eines Sesshin können wir lernen unsere persönlichen Sichtweisen anzuhalten.“ Sichtweise” heisst, wie wir die Dinge sehen und diese individuelle Art und Weise ist geprägt durch unseren vererbten und erworbenen karmischen Erfahrungsschatz. Wenn es uns aber gelingt unsere persönlichen Sichtweisen zu stoppen, dann sind die Dinge einfach nur noch wie sie sind.
Wenn wir die Dinge normalerweise anschauen, tut jeder von uns das auf eine andere Art und Weise. Doch das ist nicht richtig. Wenn wir sagen, ich suche nach der Wahrheit, ist die Wahrheit sehr unterschiedlich und basiert auf unseren Erfahrungen der Vergangenheit (Karma). Deswegen können wir auch nicht entscheiden, welche Sichtweise, welcher Person nun die Wahrheit sagt oder nicht. Also, sollten wir nicht nach der Wahrheit suchen, sondern stattdessen unsere persönliche Sichtweise anhalten. „Suchen” heisst in diesem Fall ein willkürliches, künstliches Dogma kreieren wollen, mithilfe unsere Gedanken und Erfahrungen eine Meinung bilden wollen. Das heutige Problem der Ideologie der Populisten beruht auf willkürlichen Dogmen, die sie in die Welt setzen. Deswegen sollten wir als Buddhisten öfter aufhören zu reden und diskutieren und uns stattdessen ruhig und still hinsetzen. Einfach sitzen ist letztlich das einzige was wir tun können. Das ist Sesshin! Und die einzige Möglichkeit die Welt zu ändern und unseren Gelübden gemäss, alle Wesen zu befreien.

Tiefe Praxis und einen schönen Frühlingsbeginn wünsche ich euch.

Herzlich und Gassho
Gyoriki