Archiv 30. April 2020

Neue e-mail Adresse

Liebe Freundinnen und Freunde Sanko-jis

Aufgrund von Spamproblemen musste ich die bisherige e-mail Adresse info@zenklause.de ändern, sie ist neu sankojikontakt@zenklause.de

Gassho
Gyoriki


newsletter Sanko-ji April die 2te plus Bettelbrief

Liebe Freundinnen und Freunde Sanko-jis

Gehört ihr zu denen, denen die Corona-Krise ein wenig dolce farnierte bringt, oder Schwierigkeiten, Sorgen, Unsicherheiten, …? Bei mir ist es ein bisschen beides…

Am Wochenende wird das Frühlingssesshin stattfinden, bisher sind wir zu zweit. Wenn eine Person sich heute noch spontan entscheidet mit zu sitzen, so ist das noch möglich.

Das Praxiswochenende wird abgesagt, bisher keine Anmeldungen und da sich diese auch eher an Einsteiger richtet, auch nicht zu erwarten. Deshalb habe ich gedacht, es wäre besser stattdessen ein Samu-Sesshin zu versuchen.
Es wird 4x 2h Stunden Zazen pro Tag geben, daneben ist ausgiebig Zeit um die Unterhaltsarbeiten in Sanko-ji zu erledigen, als da sind vor allem die Anlagen rund ums Zentrum, die Permakultur- und Frühlingsputzarbeiten, wie Fensterputzen, etc. Die Natur wächst trotz Corona einfach weiter! -unglaublich! 🙂 Ja, es ist wunderschön hier oben – alles blüht, sogar schon Pfingstrosen und Akelei, die Beerensträucher sind voller Fruchtansätze und versprechen eine reiche Ernte, das Tal leuchtet im Maigrün. Die Himmelsgabe „Regen“ kam über Nacht, das lässt alles hoffen… doch man weiss nie was das Universum im nächsten Moment für einen bereit hält. Ich werde die Samu-Sesshinzeit nutzen Zazen zu praktizieren und Sanko-ji zu unterhalten. (Etwas unterhalten – gutes Wort finde ich und klingt amüsant und vielversprechend:-), wer unterhält hier wen?). Würde mich freuen mit anderen Personen zusammen zu sitzen und den Tempel zu unterhalten. Es ist grundsätzlich respektvoller für jeden Organisator, wenn man sich so früh wie möglich anmeldet.

Auch die Naikanwoche im Juni muss ich wahrscheinlich bald absagen, nur eine Anmeldung und es ist gar nicht sicher ob Ishii-san einreisen darf. Auch das Naikanleitertreffen werde ich dementsprechend absagen.
Diese Unsicherheiten und das ständige Umdenken, Reagieren, ermüden mich, da es auf der Arbeit bei mir auch so ist. Ich merke wie wohltuend Routine sein kann, doch Routine und Lebendigkeit schliessen sich eigentlich aus. Mein Lehrer Shohaku Okumura hat gleich nach seiner Rückkehr aus Europa den Tempel bis August geschlossen und die Devise rausgegeben Rückzug und Selbstreflexion. Im Moment sehne ich mich oft gerade nach diesem, doch habe ich mich gerade zu Beginn entschieden, das Maximum an Praxis, das geht, möglich zu machen, aber es ist herausfordernd. Anstatt eine Naikanwoche werde ich höchstwahrscheinlich ein Sesshin möglich machen, denn das ist einfacher zu organisieren.

Ihr fehlt – das vermehrte alleine praktizieren in der Abgeschiedenheit führt zu mehr Denken, es ist das was Kodo Sawaki mit „Das Leid/Schmerz nimmt zu“ ausdrückte. Kodo Sawaki zog sich drei Jahre in eine Einsiedelei zurück um sehr streng zu praktizieren, auf die Frage was sich durch das Alleine praktizieren, ändere, antwortete er so. Auf den ersten Blick, ist es also schwieriger zu praktizieren, auf der anderen Seite, weiss der Zenpraktizierende, das dies nur neue Dharmatore sind, gewissen Dinge/Gewohnheiten stellen sich als Illusion heraus. Neue Realitäten erscheinen. Wenn wir „Sabai“ praktizieren, ein thailändischer Begriff, der eine Lebensart beschreibt, alle zu bewältigenden Dinge mit Entspanntheit, Grossmut, Gelassenheit, einem Lächeln anzugehen und ohne Stress mit viel Geduld, das zu tun, was ansteht. Fleissig wie die Bienen, aber ohne Stress, Burn out.
Für Sanko-ji heisst es, was auch immer passiert, ob Menschen kommen, ob es sauber und gepflegt ist oder nicht, es wird einfach unter den gegebenen Umständen praktiziert. Wir nehmen es so wie es ist, es gibt keine Vorgaben unter welchen Bedingungen zu praktizieren ist. Zuhause alleine, in Sanko-ji alleine, ….dennoch haben die „Alten“ ein einfaches Haus in der Abgeschiedenheit und Schönheit der Natur bevorzugt, aber es konnte eine armselige Hütte mit undichten Dach wie hier sein oder eine Höhle. Ein gesundes Leben in der Natur, mit viel Bewegung, Zazen inmitten des morgendlichen Vogelkonzerts, der Stimme des Tals, des Regens ist einfach eine ewige Quelle, wir sind ein bisschen mehr in Kontakt mit dem „Grossen“, die Praxis etwas „wirklicher” und können von unserer Umgebung Lernen.

Während der winterlichen Regen/Sturmzeit hat es leider in den einzigen noch nicht sanierten Flügel des Hauses reingeregnet, dort wo mein Schlafzimmer ist. Als Sturm und Regen einmal nachliessen, staunte ich beim Nachschauen auf dem Dach nicht schlecht, eins ganzer Sparren plus Dachlatte war weggefault. Der hinzugezogener Dachdecker meinte, …”das muss schon mehr als 20 Jahren reinregnen, sonst fault nicht ein ganzer Balken weg.” Das sind die Überraschungen, die das Leben ständig für uns bereit hält, ihr kennt das.
Und ihr wisst auch was zu tun ist, so etwas kann man nicht ignorieren, dies muss vor dem nächsten Winter erledigt werden, denn mit viel Schnee und Sturm würde das Dach einbrechen, …. da muss man einfach handeln,…

…anders ist es mit der Photovoltaikanlage, die ich diesen Sommer installieren lassen wollte. Dies ist ein „Zückerl“ wie die Alemannen sagen. Nach Dachschaden und Corona-Krise dachte ich zunächst, das Projekt fallen zu lassen, doch nun bin ich anderer Meinung:

– Die Photovoltaikanlage soll Sanko-ji mit ausreichend ökologischen Strom versorgen
– Sanko-ji wäre durch Photovoltaik theoretisch vollkommen autark und das war der Sinn vieler Zen-Tempel seit der Zeit von Hyakujo bis heute und hat sehr zum Wachstum/Überleben der Zenlinie beigetragen. Katagiris Tempel in den USA, das Pioneer Valley Zendo/USA und das neue Antai-ji/Japan u.v.m. sind Beispiele der Neuzeit, warum Zenlehrer entscheiden in der Natur ein einfaches, natürliches Praxisleben möglich zu machen. Warum dies sehr wichtig für den Zen-Buddhismus ist und war, habe ich schon einmal versucht darzulegen. Stichworte wie Unabhängigkeit, Freiheit, Anerkennung von Aussen, Konsumverzicht, die Vorteile des einfachen Lebens in so einer Institution, das Bewahren und weitergeben des Wissen wie man mit der Natur unabhängig von Konsum leben kann und autark sein kann, ein Leben mit und für die Natur, ora et labora, Gleichwertigkeit von Körper und Geist sprechen sehr dafür
– ein Zeichen setzen, denn hier im Tal engagieren wir uns gegen Windkraftgrossanlagen und die Zerstörung der Natur, mit Photovoltaik würde Sanko-ji eine andere ökologische Richtung aufzeigen – nicht nur dagegen sein., Wenn alle Häuser im Tal Solarenergien erzeugen würden, wären die Windkraftanlagen der Grossinvestoren überflüssig. Es würde die Dezentralisierung der Stromproduktion fördern.
– ein Zeichen setzen in Zusammenhang mit Rezession, gerade jetzt in die ökologischere Zukunft investieren, als auf seinem Geld hocken bleiben und auf bessere Zeiten hoffen. Wer weiss, was kommt? Inflation, Deflation, Rezession, Aufschwung, gesicherte Renten, Krankheit, Gesundheit, Tod? Man weiss nie, was…

Die Kosten für alles belaufen sich auf ca. 40000 €, Sanko-ji hat momentan keine Einnahmen, falls ihr das eine sinnvolle Idee findet, könnt ihr gerne unter dem Stichwort „Sonne“ Spenden, jeder € ist willkommen. Der Vorstand wird demnächst entscheiden, ob er trotz der sehr geringen Einnahmen in diesem Halbjahr, ausnahmsweise die volle Miete aus den Rücklagen zahlt, so dass ich diese in die PVA/Dachsanierung investieren kann.

Danke für eure Praxis und Sabai!!

Herzlich und Gassho

Gyoriki


Newsletter April

Liebe Freundinnen und Freunde Sanko-jis!
>
> Ich hoffe ihr und eure Familie seid wohlauf und ihr könnt gut mit den
> veränderten Lebensbedingungen umgehen.
>
> Die tägliche Praxis hier geht weiter, Zazen, Holz machen, den Garten
> vorbereiten, die Gartentreppe fertig bauen, … Dies alles in einem,
> wunderbar blühenden Umfeld inmitten des Belchenpanoramas, unter einem
> stahlblauen Himmel ohne Flugzeuglärm und inmitten noch grösserer
> Stille als sonst. Eigentlich sehr gute Bedingungen, doch leider kann
> ich die Praxis hier nun nur alleine fortsetzen.
>
> Das Karwochennaikan musste ich absagen, eine Ausnahmegenehmigung war
> bei der Polizei nicht zu bekommen. Es einfach „illegal“ zu tun, wäre
> gefährlich für das Zentrum gewesen, denn es ist noch ruhiger im Tal
> geworden, die Menschen noch mehr in Rückzug, Coronainfizierte im Tal –
> die Sorge kriecht in die tiefsten Winkel des Schwarzwaldes.
> Viele Menschen sitzen nun zuhause, die einen können die geschenkte
> Zeit nutzen für die Selbstreflexion oder Zazen, die anderen werden
> aktiv und schreiben lange mails, wie ich (hihihi), um den anderen zu
> zeigen, dass sie im home office auch noch unglaublich produktiv und
> eloquent sind, und andere stürzen ab, weil sie nicht für diese social
> distancing Situation gerüstet sind.
>
> Ich habe lange gezögert überhaupt einen newsletter zu schreiben, da
> die Mailflut von überall zunimmt und mails immer länger werden. Weil
> die Sorge, die ungewohnte Situation oft zu noch mehr Aktivismus führt
> (online Zazen, online coaching, webinairs für dies, Tutorials für das
> und dies, Ratschläge hin und her).. da wollte ich nicht auch noch
> mitmachen…. und nun, denke ich ein paar Fragen zu stellen, Gedanken zu
> teilen, könnte sinnvoll sein. Aber ich teile das mail in zwei
> Abschnitte – 1. Abschnitt kurz und wesentlich für alle, die klar und
> ruhig und gut zurechtkommen mit der Situation – und im 2. Abschnitt –
> Fragen, Gedanken, zum Thema „Was passiert da gerade – Seuche, Angst,
> Aktivismus?“ u.a. von Kodo Sawaki, dem Philosophen G. Agamdem, Olga
> Tokarczuk, Shoken Winecoff, mir, u.a.
>
> *1. Wesentliches* – Shikantaza – aufhören zu reden und aktivistisch zu
> werden, einfach nur hinsitzen – ist das, was am besten zu tun ist,
> weil die Praxis ohne Anfang und Ende ist, die Gegensätze und das
> Universum umschliesst, auch das Virus, die Coronakranken, die sich
> Fürchtenden, die Kritiker,…
>
> Also geht die tägliche Praxis in Sanko-ji weiter, gemäss unseren
> Bodhisattvagelübde – gerade jetzt! Und auch die Sesshins gehen erstmal
> weiter, aber nur mit Menschen die schon mal hier waren, einfach tief
> praktizieren wollen, ihr Essen selbst mitbringen, selbstverantwortlich
> handeln und sich an die vorgegebenen Hygiene/Abstandsregeln halten, da
> das sicher noch weniger sind als bisher – Praxis mit max. ein/zwei
> Dharmaschwestern/ -brüdern – sollte dies legal und flexibel
> durchführbar sein. Machen wird das so einmal – Nächstes Sesshin:
> *30.4-3.5.! Bitte baldigst anmelden! *
>
> Es zeigt sich, dass die Idee Sanko-jis, die Buddhist. Praxis innerhalb
> kleiner, überschaubarer Strukturen mit hoher Intensität anzulegen, in
> die richtige Richtung geht, doch in dieser Situation wird selbst das
> schwieriger…..!
>
> Gerade in schwierigen Zeiten zusammen Zazen praktizieren, das trennte
> schon immer die Spreu vom Weizen. Das können nur die Dharmaschwester
> und – brüder, die sich einfach hinsetzen und voller Vertrauen das
> Universum Zazen machen lassen. Habt Vertrauen in Zazen und einfach
> weiter machen! Das Universum tun lassen, Atemzug, einfach Sitzen,..!
>
> *2. Abschnitt: *Die Lockdown-Situation macht es also unmöglich in
> Sanko-ji und anderen buddhist. Zentren Naikan, Zazen zu machen oder
> andere Veranstaltungen durchzuführen. Sinn und Zweck Sanko-jis, immer
> allen Übenden Zuflucht zu bieten, sind sehr eingeschränkt worden. Wie
> gehen wir damit um? Auf der anderen Seite hätten die Menschen nun Zeit
> zu praktizieren, zu reflektieren und so etwas spirituell und
> gesellschaftlich essentiell Wichtiges zu tun. Die Gesellschaft würde
> davon absolut profitieren, warum ist dies nicht möglich? Was treibt
> unsere Gesellschaft dazu, dies zu verhindern?
>
> Zunächst möchte ich klar feststellen, dass ich sehr froh bin in
> Deutschland zu leben, eine handlungsfähige Regierung, Verwaltung zu
> haben, die alles im Griff hat, Menschen, Politiker, Beamte, die sich
> aufopfern; ein tolles Gesundheitssystem mit Ärzten/Pflegern, die alles
> geben, vieles riskieren; soziale Absicherung, etc…., auch das
> Wirtschaftssystem wird es wegstecken…. Vielen Dank! Nine bowsl! In
> solchen Momenten kann man alles das erst so richtig schätzen. Ich
> stehe also grundsätzlich hinter den Entscheidungen der Regierung. Auch
> bin ich kein Anhänger von Verschwörungstheorien ….
>
> Aber um mit den Worten von Georgio Agamdem zu beginnen, hier ein
> Auszug aus einem Zeitungsartikel vom 08.04. /NZZ:
>
> /Wie konnte es so weit kommen, dass angesichts einer Krankheit,
> deren Schwere ich nicht beurteilen kann, die aber bestimmt keine Pest
> ist, eine ganze Gesellschaft das Bedürfnis verspürte, sich verpestet
> oder verseucht zu fühlen, sich in den Häusern zu isolieren und die
> normalen Lebensbedingungen zu suspendieren, also ihre
> Arbeitsverhältnisse, ihre Freundschafts- und Liebesbeziehungen und
> sogar ihre religiösen und politischen Überzeugungen? Wie konnte es
> geschehen, dass von einem Tag auf den anderen jeder auf sich selbst
> und auf die anderen blickte, als wäre er, als wären sie blosse Agenten
> der Ansteckung, die ihr Gesicht mit einer Maske zu bedecken und einen
> Sicherheitsabstand von zwei Metern einzuhalten hätten? Es scheint mir
> notwendig, darüber nachzudenken.
>
> Offensichtlich ist es so, dass es die Seuche irgendwie, wenn auch nur
> unbewusst, bereits gab. Die Lebensbedingungen müssen zu solchen
> geworden sein, dass ein plötzliches Zeichen genügte, um sie als das zu
> erweisen, was sie waren – sprich: unerträglich, eben als eine Seuche.
> Und dies ist in gewisser Weise das einzig Positive, das sich aus der
> gegenwärtigen Situation ziehen lässt: Es ist möglich, dass die
> Menschen sich später zu fragen beginnen, ob ihre Lebensweise die
> richtige war.
> Aber auch über das Bedürfnis nach Religion, das die Situation
> zum Vorschein bringt, sollte man nicht weniger nachdenken. Ein
> Hinweis darauf ist eine dem eschatologischen Vokabular entlehnte
> Sprache, die im hämmernden Diskurs der Medien in geradezu obsessiver
> Art und Weise wiederkehrt und das Ende der Welt heraufbeschwört. Es
> ist, als hielte das religiöse Bedürfnis, das die Kirche nicht mehr zu
> befriedigen vermag, tastend nach einem anderen Aufenthaltsort Ausschau
> und fände denselben in derjenigen Religion, die längst zur wahren
> Religion unserer Zeit geworden ist: der
> Wissenschaft…./https://www.nzz.ch/feuilleton/giorgio-agamben-zur-coronakrise-wir-sollten-uns-weniger-sorgen-und-mehr-nachdenken-ld.1550672?mktcid=smsh&mktcval=E-mail
>
> Ich finde seine Fragen und Gedanken sehr interessant und berechtigt,
> beobachte ich doch u.a. schon lange eine Zunahme der Angst (Seuche)
> und Aktivismus (Seuche) als Indiz, einer Verängstlichung der
> Gesellschaft, Angst vor Fremden, Angst vor wirtschaftl. Not, Angst vor
> …, immer höheres Sicherheitsbedürfnis mit Rückzug in den
> Nationalstaat, in seine Festung. (Warum ist die AFD so stark? Hmm…).
> Ausserdem beobachte ich einen immer stärkeren und schneller werden
> Aktivismus, Machtübernahme expressiver Menschen (Populisten,
> Influencer), die uns mit tweeds zustopfen – Hauptsache lautstark,
> schnelle und einfache Lösungen präsentieren.
> Gerade in Notzeiten werden anscheinend noch mehr Infos, noch mehr
> Vorschriften, Massnahmeregeln, etc. produziert, anstatt sich für die
> Krise und in der Krise auszuruhen. Letzthin hörte ich, dass man sich
> im home office mittags virtuell zu gemeinsamer Pause trifft, um sich
> auszutauschen, wie wahnsinnig produktiv man im home office arbeitet
> und welche tollen Ideen man wieder hatte. Was ist mit denen, die da
> nicht mehr mit kommen, die das „ Spielchen“ nicht mehr mitspielen
> wollen und einfach ihre „Zwangsruhe“ zum Ausruhen benutzen oder sogar
> geniessen wollen? Angststörungen, Burn out nehmen immer stärker zu!
>
> Wäre das nicht eine Chance für die Gesellschaft? Dazu ein Text von der
> aktuellen Nobelpreisträgerin Olga Tokarczuk, “Jetzt kommen neue
> Zeiten“ im Anhang, den ich sehr schön finde.
>
> Folge ich den Gedanken Agamdems dann haben wir es mit der Wissenschaft
> als neue Religion zu tun und unsere Bundeskanzlerin sagte in ihrer
> Rede, dass sie alles tut, was die Wissenschaft empfehle. (Leider nicht
> unbedingt, was Wissenschaftler beim Klimaschutz vorschlagen,
> etc…lassen wir das… es wird sonst endlos)
>
> Nun kommt noch mein fast liebster zeitgenössische Zenmeister Kodo
> Sawaki zu Wort:
>
> *Aus einem Radiointerview mit Kodo Sawaki 1965, *
> …
> /I: In diesem Fall übt die Wissenschaft heute ihre Autorität aus und
> beeinflusst jeden Aspekt des menschlichen Lebens./
> /S: Ja, ja/
> /Ich: Anstatt aufzuhören zu reden ../
> /S: Ja/
> /I: Die Wissenschaft schafft nacheinander verschiedene Theorien und
> produziert auch so viele Dinge. Alle Leute studieren sie. Im
> Allgemeinen schätzen wir es als treibende Kraft der menschlichen
> Zivilisation. Ich glaube, Zen geht in eine ganz andere Richtung als
> die Wissenschaft./
> /S: Ja, diese gehen sehr unterschiedliche Richtungen./
> /I: Aus welcher Sicht des Zen stimmt dann etwas nicht, was die
> Wissenschaft jetzt tut?/
> /S: Die Wissenschaft hat keinen Endpunkt, oder?/
> /I: Nein, aber gibt es einen Endpunkt im Zen?/
> /S: Menschen werden von der Wissenschaft benutzt, die keinen Endpunkt
> hat, nicht wahr?/
> /I: Na ja ../
> /S: Aber in der Welt der Wahrheit…/
> /Ich Ja./
> /S:… gibt es weder Anfang noch Ende./
> /I: Ok/
> /S: Immer, sowohl unter den Menschen des primitiven Zeitalter, als
> auch unter den Menschen des zivilisierten Zeitalter, gibt es etwas
> Gemeinsames. Zen kann auch auf die gleiche Weise in diesen gemeinsamen
> Bereich gehen. Wir können den gleichen Weg gehen und doch haben
> aufgrund der Entwicklung der Wissenschaft alle Menschen auf der Welt
> immer mehr Ängste. Wenn jemand den einen Knopf drückt, dann …(nukleare
> Waffen) (Heute: Wenn ein Virus kommt, dann…! Anmerkung Gyoriki)/
> /I: Ja/
> /S: Ha, ha, ha. Wir können nicht sagen, dass es keine Möglichkeit
> gibt, dass eine verrückte Person den Knopf drückt. Selbst wenn eine
> verrückte Person den Knopf drückt, sollte der Schaden, den wir haben
> würden, der gleiche sein. Wir können nicht sagen, wer das
> zivilisiertere Volk ist. Im Vergleich zu einer solchen Situation muss
> nur sitzen …/
> /Ich: Nun./
> /S: Viel sicherer sein. Wir Menschen werden nur immer beschäftigter
> und ängstlicher, wenn wir von der wissenschaftlichen Zivilisation
> benutzt werden. Ha,ha,ha…/
>
> Also auch Kodo Sawaki denkt, dass wenn wir von der wissenschaftlichen
> Zivilisation benutzt werden, immer mehr von Sorge und Aktivismus
> bestimmt werden, die uns nicht gut tut. Meine Frage also, gibt es noch
> das, was wir “den gesunden Menschenverstand“
> nennen und könnte nicht die Buddhist. Praxis ein gutes Medikament
> gegen Wissenschaftsgläubigkeit sein? Viele von Wissenschaftlern
> entwickelte Sachen (Photovoltaik) sind ja hilfreich, andere eher nicht
> (Nuklearwaffen). Wie mein Ordinationsmeister Michel Bovay immer wieder
> betonte: Wir müssen die Technik benutzen, sie nicht uns! Ebenso mit
> den Gedanken, wir sollten unser Hirn nutzen, nicht die Gedanken uns
> beherrschen.
>
> Wie also Aktivismus, Angst, Unheilsamen, entgegenwirken?…. Mit
> buddhist. Praxis: weniger Reden (Schweigen), weniger Aktivismus
> ( Reflexion), weniger Handeln (Sein), den Augenblick geniessen
> (tiefe Freude) – Praxis ohne Anfang und End über alle Gegensätze
> heraus (Shikantaza)
>
> Nehmen wie es kommt, Shoken Winecoff Abt von Ryomonji/Iowa
> veröffentlichte in der kleinen Lokalzeitung in Iowa monatlich kleine
> Aufsätze, hier einer der in diese Zeit passen könnte.
>
>
> /Frühlingsregen/
>
> /Wenn es regnet, sagt man, «der Phoenix ist glücklich». Der Regen
> tränkt die Erde. Grüne Sachen beginnen zu spriessen. Die Menschen
> mögen es die süssen Regentropfen auf der Zunge zu spüren. Doch der
> Frühlingsregen kann den Menschen auch Überschwemmungen und Chaos
> bringen. Manchmal bleibt das kalte und nasse Wetter einfach den ganzen
> Frühling hängen und man kann nicht in den Garten und auf die Felder.
> Warum kooperiert die Welt nicht mit mir und bringt den Frühling so,
> wie ich ihn benötige? Man sagt, es ist die Zeit zum endlich Rausgehen./
>
> /Und dann kommt der Sommer- er ist warm, angenehm und im Garten wächst
> alles. Aber er kann auch trocken und heiss werden, und wir kämpfen
> darum cool zu bleiben und beten für Regen. Wir hoffen, dass keine
> Dürre, kein Tornado oder andere Katastrophen kommen, aber es gibt
> keine Garantien. Es ist manchmal hart, dass zu erhalten, was das
> Universum schenkt./
>
> /Manchmal sagen wir, das Leben ist nicht fair. Aber wer sagt denn, was
> fair ist? Alles hat seinen eigenen Rhythmus. Wir möchten die Dinge so,
> wie wir sie gerne hätten. Aber die Drehungen des Universum haben ihren
> eigenen Drall./
>
> /Lernen eins zu sein mit dem was ist, benötigt einen grossen
> menschlichen Geist. Es benötigt Demut, es braucht Mut und es braucht
> Vertrauen. Vetrauen ist mehr als Glauben. Vetrauen ist weitermachen.
> Man sagt, wenn du das Weitermachen aufrecht erhalten kannst,
> beherbergst du wahrlich den Gastgeber. /
>
> /Es ist wie der Drachen, der ins Wasser eintaucht und der Tiger, der
> in die Berge eintritt. Drachen und Tiger sind grossartige Kreaturen.
> Ihre Grösse ist, dass sie alles was ist mit ganzem Herzen umarmen. Sie
> werden eins mit dem Wasser und den Bergen. Das erfordert Stärke und Mut./
>
> /Das Leben hat seine ernüchternden Momente. Wer hat gesagt, es wird
> einfach? Ich habe nicht die Antworten. Ich werde verblüfft, wie jeder
> andere auch. Aber wenn du einen Atemzug nimmst und aufstehst — ist
> dies der Weg der Alten und der Heiligen. Das ist wenn der Fisch zum
> Drachen und das Kätzlein zum Tiger wird./
>
> /Es gibt viel mehr zu tun als dem Frühlingsregen ins Auge zu blicken.
> Wir alle müssen mit den grossen Herausforderungen von Leben und Tod
> umgehen. Jede Jahreszeit ist wie sie ist und so ist es auch mit Leben
> und Tod./
>
> /Wir sind alle nur ein kleiner Atemzug des Universums. (Shoken Winecoff)/
>
> Ich hoffe, ihr konntet mit diesen Texten, Hypothesen, Fragestellungen
> was anfangen? Hoffe ihr könnt die Stille in euch errichten, denn wie
> Okumura Roshi immer wieder sagt, das wichtigste ist, das wir das
> Kloster in uns errichten. Praxis hier geht soweit weiter, wenn auch
> anders und weiterhin im kleinen und feinen Rahmen und hoffentlich bald
> mal wieder mit euch!!
>
> Tiefes Gassho und Frieden euch allen im Universum!
> Gyoriki


Newsletter März Nr.2

Liebe FreundInnen und Freunde Sanko-jis

Ich hoffe ihr seid bisher vom Covid2 verschont und nicht in Quarantäne oder erkrankt, wenn doch, so meldet euch, so dass wir zumindest telefonieren könnten.

Aus Anlass der Corona Virus Epidemie möchte ich euch über Folgendes informieren:

Der Praxisbetrieb läuft in Sanko-ji in reduzierter Form für nicht Risikopersonen weiter. Aufgrund der Grösse des Dojos, Weitläufigkeit des Hauses und des Geländes kann ein Mindestabstand von 2m gewährleistet werden. Die gängigen Hygieneregeln werden strikt eingehalten.

Ich gehe davon aus, dass jeder Praktizierende selbstverantwortlich handelt und nicht ins Zentrum kommt, wenn er andere Menschen gefährden würde. Das Kleine Wiesental ist bisher virusfrei. Allerdings gehöre ich zu den Menschen, die zur Arbeit gehen müssen, um den Sonderschulbetrieb und die Schülerbetreuung vor Ort aufrecht zu erhalten. Dies tue ich mit PKW, mit der leeren S-Bahn und mit dem Fahrrad und halte mich dabei an die gängigen Regeln. Trotzdem lässt es sich in meinem Job nicht vermeiden, dass ich in näheren Kontakt mit Menschen komme, so dass ich potentiell Träger des Virus sein könnte.

Auf der anderen Seite ist Sanko-ji als Zufluchtsort der drei Schätze gedacht und wir haben die Bodhisattvagelübde abgelegt. Gerade in solchen Zeiten ist es umso wichtiger Zazen mit dem Kesa zu praktizieren, der Basis des Soto-Zen, sind wir doch mit allen Wesen verbunden. Wer also die schwierige Zeit für ein Praxisretreat nutzen möchte, sei herzlich willkommen!

Schön wäre auch, wenn wir zu gemeinsamen Zeiten zuhause praktizierten, die Zazenzeiten wurden auf 5.30 – 6.30 am Morgen (Mo-Sa) verlegt und reduziert, so wie am Di und Do Abend 20.00 bis 21.00 Uhr verlegt und reduziert, so dass es einigen von euch leichter möglich ist Shikantaza zu sitzen. Naikan könnte man auch in dieser Zeit praktizieren, um seinen Geist zu klären und Dankbarkeit für die zahllosen unermüdlichen Helfer zu produzieren.

Ich bin überzeugt, wir können mit unserer Praxis die vielen Leidenden, die unermüdlichen Helfer, die Regierung in ihrem Bemühungen unterstützen und Solidarität zeigen. Natürlich kann auch jeder vor Ort zusätzlich helfen, schön zu sehen wie sich Hilfsgruppierungen bilden, um z.B. alte Menschen mit Lebensmitteln zu versorgen, etc..

Vorletztes Wochenende war ich übrigens in Alés im Zendo L’eauvive um Okumura Roshi zu hören, er sprach über die Wichtigkeit der Bodhisattvagelübde und der Reue und begeisterte seine Zuhörer mit seinem tiefen Wissen des Soto-Zen und Buddhismus.
Er musste seine Europareise wegen des Virus früher abbrechen und benötigte fast zwei Tage, um wieder nachhause zu kommen. Er stellte aber in Aussicht, dass er nun doch noch einmal nach Europa komm. Er riet uns, die geschenkte Zeit zu nutzen um still zu werden und zu reflektieren.

Ich hoffe einige von euch, die nicht unermüdlich helfen müssen, können die geschenkte Zeit nutzen, um ruhig zu werden und zu reflektieren. Und den Helfern wünsche ich viel Kraft und sage Danke für euren Einsatz. Möge diese Krise unsere Welt ins Positive verändern.

Herzlich und Gassho und tiefe Praxis
Gyoriki