Liebe Freundinnen und Freunde Sanko-jis!

Schon wieder Sommer!
Erdbeeren, Himbeeren, Felsenbirne, Thaybeere, Maybeere, Stachelbeere, …
…Jostabeere, rote und schwarze Johannisbeere…was für ein Genuss!

Dazu die Düfte! Der Sound der Grillen, der Schwalben, das Summen der Insekten!
Warme Sonne auf der Haut! Und diese Lichtstimmungen vor oder nach dem Gewitter!

Der Sommer ist bei vielen Menschen wahrscheinlich deshalb so beliebt, da er die Sinne beschäftigt, ja förmlich reizt und deshalb ist er sicher auch für viele eine anstrengende Zeit. Die Naturkraft entwickelt ungeahnte Kräfte und alles wächst auf einmal, der Lanschaftspfleger kommt kaum hinterher mit dem Schneiden, Sensen, etc. und kann doch gleichzeitig schon alle Köstlichkeiten ernten. Und das alles unter einem blauen Himmel ohne Flugzeuge, infolge der Folgen des Lockdowns. (Ich habe ganz viele Fotos gemacht, denn in einem Jahr glaubt mir das keiner, so blau und still der Himmel).
Und gleichzeitig ringen in den Hotspots Menschen um ihr Leben, um ihr Auskommen,… und die Verfechter von “Corona ist ein Fake” um Gehör.

Es alles hat mehrere Sichtweisen!

Das Shodoka von Yoka Daishis beginnt frei übersetzt:
Man Alter, checkst du es nicht!?… Unglaublich! Okay, hör zu: Willst du glücklich sein, dann hör endlich auf rumzuhirnen und tu nicht so als seist du was Besonderes! Checkst du nicht das Gesetz des Universums! Hishiryo Alter! Denken ohne zu denken, jenseits vom Denken! Checkst!

Unser gewöhnliches Art des Denken, ist Sich Sorgen, grüblen, Probleme mit Nachdenken lösen. Das ist nichts schlimmes, so ist der Mensch! Wir möchten uns vom Grundsatz her, Sorgen und grübeln! Wir wollen uns unsere Zukunft vorstellen, den Urlaub planen oder über unseren Job, Chef aufregen. Alles ok, normal, aber die Wirklchkeit haben wir verloren! Das Jetzt, den Augenblick! Es gibt nicht so viele, die wirklich aufhören wollen, Sorgen, Grübeln, das kann auch nett sein, denn ich bin immer schön Opfer. Opfer bekommen Mitleid und ein bisschen Selbstmitleid tut manchmal auch gut. Täter dagegen sind unter Umständen Schuld, und wollen wir gerne schuld sein…aber das ist ein anderes Thema über das ich auch schon hier geschrieben habe. Wenn wir also an dem Punkt, wo das leiden nicht mehr lustvoll ist, sondern wirklich tiefes Leiden, das uns in den Abgrund zu werfen droht, dann sollten wir wissen, es gibt eine Alternative.

Wie gesagt, es ist auch nicht schlecht vorauszuplanen, wir müssen das ja, aber unheilsam wird es, wenn wir uns aufregen und wir nicht mehr mit dem -uns aufregen- aufhören können. Wenn wir dies zulange zu lassen, werden wir oft sogar physisch krank oder gar depressiv.

Durch Zazen können wir immer wieder ins “Jetzt” kommen, in die Wirklichkeit, durch Naikan können wir die Dinge ehrlicher sehen.
Aber das ist schwierig, ich kenne niemanden dem es immer gelingt, aber ein paar, die es oft schaffen.

Wie ich an dieser Stelle schon oft gesagt habe, im Zen geht es um “intensives” Leben, Full Power live! Buddhismus ist einfach Handeln, gegründet auf die Wirklichkeit des Seins und nicht auf ein egozentrisch gefärbtes Gedankensystem, genannt “Denken” – seien wir ehrlich, eigentlich dürfte man dies gar nicht Denken nennen.

Die in unserer Tradition übliche morgendliche Zazenpraxis, hilft uns auszusteigen und in die Wirklichkeit zu tauchen. Tun wir das nicht haben wir keine Chance zu verstehen, das unsere Praxis darin besteht, wie ich auf den wütenden Chef, das provozierende Kind reagiere oder wie ich die Himbeere pflücke.

Je nach dem in was für einer Lebenssituation stecken, reicht aber diese tägliche Praxis von Zazen nicht aus, um die Identifikation mit unserem “Denken” zu unterbrechen. Gleich nach dem Zazen auf der Arbeit oder in der Familie fängt “es” uns wieder ein.

So zieht sich der Wegübende seit Alters her ein paar mal im Jahr in Sesshins zurück, meist für 3-10 Tage, um sein ich, mit Kodo Sawaki ausgedrückt, in der Steinmühle zermahlen zu lassen. Als einer, der sich tagtäglich mit “Hüten des Feuers” beschäftigt und der im Winter, einige Öfen gleichzeitig zu versorgen hat, gefällt mir das Bild des Kaminofens mehr anstatt der Steinmühle.

Es empfiehlt sich im Winter den Ofen nie ausgehen zu lassen, wenn man zur Arbeit geht, denn aus verschiedenen Gründen kann es sehr lange dauern ihn wieder in ein stark wärmespendendes Monstrum zu verwandeln. Man reduziert dazu die Luftzufuhr, legt feuchtes Holz auf oder einen sehr dicken Scheit, oder Eiche, die eher glüht. Die Luftzufuhr muss sehr genau eingestellt werden, dass es nur in der richtigen Art und Weise glimmt. Das tägliche Zazen ist für mich das kurze Anfeuern, bevor ich nachlege, um es dann wieder einen Tag glimmen zu lassen.
Doch wenn ich diesen Prozess zulange wiederhole, dann entsteht mit der Zeit immer mehr Asche und es wird immer schwieriger, die Glut aufrecht zu erhalten. Deshalb ist es wichtig ab und zu den Ofen ordentlich durchzupusten und eine zeitlang richtig intensiv laufen zu lassen, mit dem richtigen Holz , z.B. mit Espe verschwinden sogar die Schlacken im Ofenrohr.

Ein Sesshin ist ein Feuer, in dem unser Ego ordentlich verbrennt. “Es muss brennen!”, sagen die alten Meister. Das Dojo, ein Sesshin, ist also kein Ort/Anlass an dem wir uns entspannen, ausruhen und dösen, sondern in dem unsere Illusionen verbrannt werden. Und das ist durchaus schmerzhaft. Wir müssen das Feuer dazu schüren, Sauerstoff zu führen, Asche/Schlacken (Muster) loswerden. Keiner der “Alten” hat jemals behauptet es sei nicht unangenehm, sein Ego in die Schranken zu weisen und Kontrolle über sein Denken herzustellen.

Den Ofen ordentlich schüren – das ist das Geheimnis Buddhas Lehre – Zazen:
Streckt eure Rückenmuskel! Zieht den Hintern nach oben! Drückt den Himmel mit eurem Kopf hoch! Eingeweide zurück, Brust raus!
Das ist normal! Lasst die Schultern fallen!
Wenn du so mit geschorenem Kopf und dem Okesa sitzt, kann keine neue Illusion eintreten! (Kodo Sawaki)

Die Haltung eines Buddhas einnehmen, das Kesa, das alle Dharmas umfasst, tragen, nur das hat schon eine grosse Wirkung, jeder der schon mal ein Sesshin gemacht hat, weiss das und ist trotz aller Irritationen, Schmerzen, in alle Ewigkeit tief berührt.

Nun können wir aber nicht die ganze Zeit im Sesshin sitzen, so bald wir damit aufhören, werden sich Risse in unserer Praxis auftuen und eine Flut menschlicher Leidenschaften können wieder auf uns einprasseln. Es sei denn, wir praktizieren das Zen in jeder unserer Handlungen, und das ist sehr schwierig, deshalb brauchen wir immer wieder die Morgenpraxis und ein Sesshin, um den Buddha in uns am Glimmen zu halten oder am Leuchten. Denn das ist auch buddhist. Prinzip, wir alle und alles ist Buddha, wir sind nur verblendet und diese Verblendung können durchbrechen.

Das Spätsommersesshin findet vom 06. – 09.08. statt.

Im September dann das Samuwochenende 10. -13.09., hier werden wir vor allem Sanko-ji pflegen, vielleicht auch noch das Aussendojo, Morgens und Abends Zazen, daneben Zeit zum Austauch, …

Am 13.09. am Nachmittag dann die Hauptversammlung des Vereins Sanko-ji e.V.

Ende Oktober dann das Naikan geleitet von der sehr erfahrenen Naikanleiterin und Ärztin Suzan Mazumdar.

Bitte für alle Veranstaltungen baldigst anmelden.

Einen wunderbaren, harmonischen Sommer euch!

Ganz herzlich und Gassho

Gyoriki