Liebe Freundinnen und Freunde Sanko-jis
 
Hoffentlich gehts euch gut. Die Dinge laufen trotz der sehr vielen Arbeiten hier in Sanko-ji gut.
 
Das Rohatsu , das 8 Tage Sesshin, indem wir  14 Stunden am Tag der Erleuchtung Buddhas gedachten, machten wir zu zweit physisch hier im Zendo.  
 
In der Nacht des Rohatsubeginns kam der Winter in die Berge und hüllte uns in Frost und Schnee und Schweigen.  
 
Da passte Dogen Vers: “Schnee bedeckt das Wintergras, der weisse Reiher versteckt sich darin.” 
 
Perfekte Bedingungen fürs Rohatsu, da ich auch in diesem Jahr wieder genug Holz für die Öfen bereit stellen konnte.
 
Philipp, der sein erstes Rohatsu absolvierte, meinte hinterher: “Das war eine sehr kräftige Zeit hier!” Eine sehr schöne Formulierung. Mit seinem Anfängergeist hat er auch mir das Rohatsu erleichtert, denn dieses Jahr verblendete mir Samsara oft (sehr anstrengende Wochen vorher gehabt)  eben diesen so essentiellen Anfängergeist ohne den ein Rohatsu kaum möglich ist. 
 
In unserem kurzen Austausch drückte er auf ähnliche Weise sehr gut  aus, was auch ich im Rohatsu erfahre. Und was das Rohatsu so wertvoll macht und in einem kürzerem Sesshin wenig möglich ist. Obwohl man aufgrund der körperlichen und psychischen Phänomene sich immer wieder einmal sehr unwohl fühlt, ist gleichzeitig ein tiefes Gefühl von Zufriedenheit und “Wohl- sein” da, ein “Zuhause sein” dürfen. Das möchte man ewig spüren. Ein Mysterium, das man nicht beschreiben kann. Erst am siebten Tag beginnt wieder die Energie und der tiefe Wunsch in einem zu wachsen, wieder in seinen Alltag zurückzukehren.
Auch der Körper hat sich wieder aufgerichtet und fühlt sich leicht und mobil an – zuminstens im Vergleich zu vorher:-)
 
Danke Dharmavorfahren, die ihr uns so viel Positives übermittelt habt!
 
Unerfreulich dagegen, dass aufgrund der verschärften Coronaangstmassnahmen, die Naikanwocheüber den Jahreswechsel ziemlich sicher nicht stattfinden kann. Albin klärt es noch nächste Woche mit dem Ordnungsamt ab. Das ist um so bedauerlicher, da wir zwei Teilnehmern nun schon zum zweiten Mal absagen müssten. Schade wissen die Behörden nichts über die Praxis des Naikan und wie wertvoll es wäre, es zu praktizieren, in diesen merkwürdigen Zeiten.
 
Letzthin stiess ich im neuen Buch über Kodo Sawaki – Discovering the true self auf folgenden Text.  Kosho Uchiyama Roshi brachte die Essenz der Lehre seines Meisters Kodo Sawaki in sieben Leitsätzen unter. Ohne um diese Leitsätze vorher zu wissen, finde ich, haben wir in Sanko-ji schon vieles davon umsetzen können und ich finde deswegen, sie passen sehr gut in unser Leitbild!:
 
  •  Gewinnen ist Illusion, Verlieren ist Erleuchtung
  • Versuche nicht irgendwelche Vorteile zu erreichen, sei nicht gierig und bedaure es nicht, zu verlieren. 
 
  • Etabliere nie eine Organisation. Dinge, die von einer Institution erreicht werden, werden aufgrund dieser Institution zusammenbrechen. Der Aufstieg und Fall von Errungenschaften ist nichts anderes als die Transmigration in Samsara. Dies war Sawaki Roshis fundamentale Haltung. 
 
  • Unterrichte Einzelpersonen nacheinander. Anstatt Menschen allgemein innerhalb eines Systems zu erziehen, müssen wir jeden einzeln ansprechen, da jeder einzigartig ist. 
 
  • Bittet nicht um Spenden. Die Leute haben die Idee, dass sie gebeten werden, zu spenden, wenn sie an einem Tempel beteiligt sind. Dies hat den Buddha Dharma ernsthaft verletzt. Wir bitten nie um Spenden. Auf diese Weise können Menschen kommen, ohne sich um Geld sorgen zu müssen.
 
  • Sei nicht flatterhaft. Handle nicht getrieben von deinen selbst zentrierten Gedanken.
 
  • Wenn du nachlässig bist, wirst du berühmt und erreichst eine hohe Position. bemühe dich, nicht in der Welt aufzusteigen. Besonders nach dem vierzigsten Lebensjahr werden Ruhm und Profit verlockend sein.
 
Passt auf euch auf, bleibt gesund, bleibt “tres Zen”- also lasst euch nicht von der Angst anstecken, nutzt die ruhige Zeit und gute Praxis.
 
Ganz herzlich und tiefes Gassho
 
Gyoriki