Archiv 16. April 2020

Newsletter März Nr.2

Liebe FreundInnen und Freunde Sanko-jis

Ich hoffe ihr seid bisher vom Covid2 verschont und nicht in Quarantäne oder erkrankt, wenn doch, so meldet euch, so dass wir zumindest telefonieren könnten.

Aus Anlass der Corona Virus Epidemie möchte ich euch über Folgendes informieren:

Der Praxisbetrieb läuft in Sanko-ji in reduzierter Form für nicht Risikopersonen weiter. Aufgrund der Grösse des Dojos, Weitläufigkeit des Hauses und des Geländes kann ein Mindestabstand von 2m gewährleistet werden. Die gängigen Hygieneregeln werden strikt eingehalten.

Ich gehe davon aus, dass jeder Praktizierende selbstverantwortlich handelt und nicht ins Zentrum kommt, wenn er andere Menschen gefährden würde. Das Kleine Wiesental ist bisher virusfrei. Allerdings gehöre ich zu den Menschen, die zur Arbeit gehen müssen, um den Sonderschulbetrieb und die Schülerbetreuung vor Ort aufrecht zu erhalten. Dies tue ich mit PKW, mit der leeren S-Bahn und mit dem Fahrrad und halte mich dabei an die gängigen Regeln. Trotzdem lässt es sich in meinem Job nicht vermeiden, dass ich in näheren Kontakt mit Menschen komme, so dass ich potentiell Träger des Virus sein könnte.

Auf der anderen Seite ist Sanko-ji als Zufluchtsort der drei Schätze gedacht und wir haben die Bodhisattvagelübde abgelegt. Gerade in solchen Zeiten ist es umso wichtiger Zazen mit dem Kesa zu praktizieren, der Basis des Soto-Zen, sind wir doch mit allen Wesen verbunden. Wer also die schwierige Zeit für ein Praxisretreat nutzen möchte, sei herzlich willkommen!

Schön wäre auch, wenn wir zu gemeinsamen Zeiten zuhause praktizierten, die Zazenzeiten wurden auf 5.30 – 6.30 am Morgen (Mo-Sa) verlegt und reduziert, so wie am Di und Do Abend 20.00 bis 21.00 Uhr verlegt und reduziert, so dass es einigen von euch leichter möglich ist Shikantaza zu sitzen. Naikan könnte man auch in dieser Zeit praktizieren, um seinen Geist zu klären und Dankbarkeit für die zahllosen unermüdlichen Helfer zu produzieren.

Ich bin überzeugt, wir können mit unserer Praxis die vielen Leidenden, die unermüdlichen Helfer, die Regierung in ihrem Bemühungen unterstützen und Solidarität zeigen. Natürlich kann auch jeder vor Ort zusätzlich helfen, schön zu sehen wie sich Hilfsgruppierungen bilden, um z.B. alte Menschen mit Lebensmitteln zu versorgen, etc..

Vorletztes Wochenende war ich übrigens in Alés im Zendo L’eauvive um Okumura Roshi zu hören, er sprach über die Wichtigkeit der Bodhisattvagelübde und der Reue und begeisterte seine Zuhörer mit seinem tiefen Wissen des Soto-Zen und Buddhismus.
Er musste seine Europareise wegen des Virus früher abbrechen und benötigte fast zwei Tage, um wieder nachhause zu kommen. Er stellte aber in Aussicht, dass er nun doch noch einmal nach Europa komm. Er riet uns, die geschenkte Zeit zu nutzen um still zu werden und zu reflektieren.

Ich hoffe einige von euch, die nicht unermüdlich helfen müssen, können die geschenkte Zeit nutzen, um ruhig zu werden und zu reflektieren. Und den Helfern wünsche ich viel Kraft und sage Danke für euren Einsatz. Möge diese Krise unsere Welt ins Positive verändern.

Herzlich und Gassho und tiefe Praxis
Gyoriki


Newsletter März 2020

Liebe Freundinnen und Freunde Sanko-jis

Das Wetter ist immer noch so wechselhaft wie die Stimmung manchmal bei einem Sesshin. Ganz besonders beim letzten Krokussesshin (Krokusse blühen schon unter dem Schnee und tauchen immer wieder freudig auf:-) im tiefsten Wintersturm mit fast 40cm Neuschnee begann es. Dann beglückte uns ein strahlender, warmer Frühlingstag, gefolgt von einem Regensturm und wieder Winter, dazwischen Stille und Ruhe.
Die letzten Tage waren auch wieder turbulent, erst Sturm und gestern den ganzen Tag wieder Schnee und heute strahlend blau und weiss die Landschaft.
Gut ist bei den vielen Niederschlägen und Sturm nichts gross kaputt gegangen, nur ein bisschen Wassereinbruch in den alten Teilen des Gebäudes.

Bodhidharma antwortete einmal auf die Frage: Was ist das wichtigste im Zen? Leerheit, ohne Heiligkeit!

Kodo Sawaki kommentierte dieses Prinzip mit: Es ist falsch, wenn es auch nur einen kleinen Partikel künstlich erschaffenen Dogmatismus in unserem Geist gibt. Es gibt grundsätzlich keinerlei willkürliche Sichtweisen. Ja, Leere ohne Heiligkeit, nicht nach Wahrheit suchen!

Insbesondere während eines Sesshin können wir lernen unsere persönlichen Sichtweisen anzuhalten.“ Sichtweise” heisst, wie wir die Dinge sehen und diese individuelle Art und Weise ist geprägt durch unseren vererbten und erworbenen karmischen Erfahrungsschatz. Wenn es uns aber gelingt unsere persönlichen Sichtweisen zu stoppen, dann sind die Dinge einfach nur noch wie sie sind.
Wenn wir die Dinge normalerweise anschauen, tut jeder von uns das auf eine andere Art und Weise. Doch das ist nicht richtig. Wenn wir sagen, ich suche nach der Wahrheit, ist die Wahrheit sehr unterschiedlich und basiert auf unseren Erfahrungen der Vergangenheit (Karma). Deswegen können wir auch nicht entscheiden, welche Sichtweise, welcher Person nun die Wahrheit sagt oder nicht. Also, sollten wir nicht nach der Wahrheit suchen, sondern stattdessen unsere persönliche Sichtweise anhalten. „Suchen” heisst in diesem Fall ein willkürliches, künstliches Dogma kreieren wollen, mithilfe unsere Gedanken und Erfahrungen eine Meinung bilden wollen. Das heutige Problem der Ideologie der Populisten beruht auf willkürlichen Dogmen, die sie in die Welt setzen. Deswegen sollten wir als Buddhisten öfter aufhören zu reden und diskutieren und uns stattdessen ruhig und still hinsetzen. Einfach sitzen ist letztlich das einzige was wir tun können. Das ist Sesshin! Und die einzige Möglichkeit die Welt zu ändern und unseren Gelübden gemäss, alle Wesen zu befreien.

Tiefe Praxis und einen schönen Frühlingsbeginn wünsche ich euch.

Herzlich und Gassho
Gyoriki


Newsletter Februar 2020

Liebe Freundinnen und Freunde!

Wie der Sturm hier heut, so jagt schon das nächste Sesshin Ende Februar heran und das letzte Sesshin mit Kesa-Nähen ist schon durchgezogen. (Naja, hatte schon bessere Intros;-)
Aber trotzdem schon bald wieder die Gelegenheit im Sanshin-ji/Antai-ji Stil drei Tage zu sitzen, um Kontakt herzustellen mit unserer wahren Natur und Wirklichkeit.

Im März kommt Shohaku Okumura Roshi nach Europa, vielleicht sein letztes Mal, also auch die letzte Gelegenheit für euch ihn hier in Europa zu treffen, sein Reiseprogramm kann auf der Sanshin-ji website unter …/events calendar nachgeschaut werden. Ich selber werde ihn in Alès Mitte März begegnen.

In der Karwoche gibt es dann die nächste Möglichkeit an einer klassischen Naikanwoche teilzunehmen – KLARwoche nenne ich sie versuchsweise, um vielleicht andere Menschen anzusprechen. Es gibt noch zwei Plätze.

Den heutigen Tag nutzte ich, um mal wieder die website zu vervollständigen. Es ging beim Schreiben des neuen Menüpunkts „www.zenklause/Sanko-ji/Alles für die Natur!/ und seiner Unterpunkte….” um die Frage, warum Sanko-ji soviel Wert auf das Leben in den Bergen, der Natur, einer Ökolog.Lebensweise legt. Warum die Mühen und der Aufwand, warum nicht bequem inmitten der Stadt einen Ort gründen. Warum lag den „Erneueren” des Soto-Zen im 20 Jhdt. wie Katagiri Roshi mit Ryumonji/Iowa, oder Watanabe Roshi und heute Muho mit Antai-ji/Japan soviel daran, einen Tempel in der Stille der Berge/Natur zu begründen und der Rückkehr zu dem alten chinesischen Zen-Ideal der Selbstversorgung. Warum ist dies in der heutigen, modernen Zeit gerade so wichtig?! Darum geht es in den neuen Texten auf der homepage. Gedanken und Argumente einer Philosophie, die ich nun schon lange mit mir trage und gelobe umzusetzen. Sanko-ji steht damit auch in der Tradition und Argumentation der alten Buddhas und eben jenen erwähnten Erneuern des Zen. Viel Freude beim Lesen und gerne Rückmeldungen,

Ganz herzlich und Gassho

Gyoriki


Newsletter Januar 2020

Liebe Freundinnen und Freunde Sanko-jis

Happy New Year to all! Ende Januar findet das Sesshin mit Kesa-Nähen statt. Neben der Praxis von Shikantaza kann vier Stunden pro Tag die Praxis des Kesanähens erlernt und geübt werden.

Hierzu ein kurzer Auszug aus dem Buch von Shohaku Okumura Roshis „Durch Gelübde leben“, Kap. 4. “Das Feld des Glücks bestellen: Der Kesa Vers“:

“Als Dogen Zenji (Begründer des Soto-Zen) nach China reiste und im Jahr 1223 im Tiantong-Kloster zu praktizieren begann, konnte er sehen wie die Mönche in der Mönchshalle ihr gefaltetes o-kesa (das ist die formelle Bezeichnung für das Kesa bzw. für das Mönchsgewand) ehrfurchtsvoll auf den Kopf legten und diese Verse jeden Tag nach dem Morgenzazen rezitierten. Er hatte von dieser Praxis im Agama-Sutra gelesen, aber es noch nie selbst gesehen. Als er das traditionelle Rezitieren dieses Verses erlebte und sah, wie die Mönche ihr o-kesa anlegten, war er tief beeindruckt. Er schrieb über diese Erfahrung im Kapitel Kesa Sudoku des Shobogenzo (Verdienste des Kesa): „Damals fühlte ich, dass ich nie zuvor etwas Würdevolles gesehen hatte. Mein Körper war voller Entzücken und Tränen der Freude fielen still herab und tränkten das Revers meiner Robe.“ Der junge Dogen gelobte, diese Praxis nach Japan zu bringen.”

Das Ergebnis ist, dass wir nun 800Jahre später jeden Morgen nach dem Zazen, das Kesa-Sutra rezitieren, wenn wir das Kesa anlegen.

Als ich 1995 infolge meiner Zufluchtnahme zum ersten Mal im Tempel „La Gendronniere“ praktizierte, erlebte ich Ähnliches, denn nach dem Morgenzazen begannen plötzlich 350 Nonnen/Mönche/Laien das Kesa Sutra dreimal in uralter Sprache zu rezitieren.

Dai sai geda puku (Wie grossartig das prachtvolle Gewand der Befreiung)

Muso fukuden e (Feld des Glücks weit jenseits von Leere und Form)

Hi bu nyorai Kyo (des Vollendeten Lehre tragend)

Kodo Shoshu jo (befreie ich, alle Wesen)

Diese tiefe, uralte, kräftige Gelöbnis ging tief in meinen Körper ein und verursachte mir, dem völlig Überraschten, eine Gänsehaut und einzelne Tränen flossen meine Wange hinunter. So ging es nicht nur mir, sondern in solcher Weise berichteten mir später viele Dharmafreunde von ihrem ersten Erlebnis des Rituals….

Am gleichen Tag entschied ich mich mit dem Nähen eines Rakusus zu beginnen, – eigentlich wollte ich mir eins zur Bodhisattva-Ordination (Jukai) schenken lassen, da ich nicht Nähen konnte/wollte („Wichtigeres zur tun!“). Trotz meiner absoluten Nichtbegabung für dieses Handwerk wusste ich intuitiv: „Das muss ich tun, da muss ich durch!“ und das Rakusu wurde infolge zweier Nachtschichten rechtzeitig fertig. Trotz meiner Wurstfinger und „unglaublicher“:-) Leiden kaufte ich mir anschliessend Stoff für ein o-kesa und begann das  vermeintlich „Unmögliche“ . Es wurde tatsächlich 1997 zu meiner Mönchsordination fertig. Und obwohl ich wirklich anderes zu Tun hatte, kaufte ich wieder Stoff und nähte weiter und weiter… und jeden Morgen über mehr als 20 Jahre rezitierte ich das Kesa-Sutra im Dojo Basel….

Ausserdem trage ich fast immer eine Rakusu bei mir,…………Warum?…………..

Das Sesshin wird geleitet von dem Zenmönch und Dojoleiter des Zen Dojo Müllheims Christoph Martin. Er ist Schüler von Philipp Coupey und ein alter Dharma-freund und hat sich bereit erklärt das Sesshin im Sanshin-ji Style zu leiten, die “Sangha ohne Bleibe“ trifft auf die “Sanshin-ji Gemeinsschaft“ und praktizieren zusammen. Ich freue mich sehr darauf.

Im Anhang auch wieder die Fussnoten zu Zazen 12 von Issho Fusshita

Gute Praxis und viele schöne Winterbegegnungen in der Natur!

Herzlich und Gassho

Gyoriki