Newsletter August 2019
Liebe Freundinnen und Freunde von Sanko-ji!
Hier das Neuste von der Zenklause, alles möglichst kurz gefasst und zwei/drei Sachen etwas länger für die, die mehr Lesen möchten, von S.Okamura, I. Fusshita und mir.
- Gestern ging das Spätsommersesshin zu Ende im old Antai-ji Stil – zwei ganze Tage freudiges leichtes Sitzen mit Kinhin und ein wenig nötiges Samu. freu mich schon auf das Nächste!:-)
Ebenso fand gestern die Jahreshauptversammlung des Vereins statt. Im harmonischen und konstruktiven Rahmen zusammensitzend, beschlossen wir einige wichtige Sachen, die uns sehr zuversichtlich in die Zukunft blicken lassen. Alles weitere können Vereinsmitglieder dem Protokoll entnehmen. - am 7.9. Zazen open air im Zenkonyama geleitet von Christoph Martin. s. neue homepage.
- die neue homepage wird in den nächsten Tagen online geschaltet, ich finde sie gut, aber es braucht sicher noch Zeit, sie zu vervollständigen. Viele Stunden habe ich in den Ferien daran gearbeitet. Es hat auch Freude gemacht und gab mir die Gelegenheit einiges anders zu gestalten und formulieren. Hinweise sehr willkommen.
- das Naikan im Oktober bei Suzan ist erfreulicherweise schon ausgebucht, nächste Möglichkeit für die Naikanpraxis bietet das Jahreswechselnaikan begleitet von Alexander.
- 29.,30, 31.10 – wäre eine Küchenhilfe während der Naikanwoche nötig, da ich an diesen Tagen arbeiten muss. Könnte jemand für ein paar Stunden, einen Tag oder drei Tagen Kochen helfen?! Das wäre super, und würde Suzan und mich entlasten, bitte melden! Eine Aufwandsentschädigung ist möglich.
Im letzten Newsletter hatte ich mich mit der Frage und Notwendigkeit des Verzichts beschäftigt, und zwar im Zusammenhang damit, dass der Mensch wahrscheinlich dabei ist, seine Lebensgrundlagen selber zu zerstören. In diesem Zusammenhang las ich heute im neusten Sanshin-ji newsletter, in der Rubrik “Fragen an den Zenlehrer Okamura: Roshi“ folgendes:
Frage: Roshi, zerstören “wir” die natürliche Welt?
Die Antwort von Shohaku Okumura: Alles bewegt sich und verändert sich, kommt und geht in dieser großartigen Natur. Innerhalb dieses gesamten Netzwerks von voneinander abhängigen Ursprüngen ist jeder von uns wie eine Wolke am Himmel – erscheinen, eine Weile bleiben, sich ändern und verschwinden. In unserem Zazen werden wir wirklich ein Teil dieser Bewegung. Weiße Wolken behindern nicht das gesamte Netzwerk oder den riesigen Himmel. Aber irgendwie zerstören wir Menschen die Natur. Wir behindern diese ganze Bewegung aufgrund unserer Wünsche, aufgrund unserer Illusion, dass wir das Zentrum der Welt sind und dass es das Richtige ist, unsere Wünsche zu erfüllen. Indem wir versuchen, unsere Wünsche zu erfüllen, stören wir dieses gesamte Netzwerk. Wir zerstören sogar die Natur. Obwohl wir ein winziger Teil der Natur sind, glauben wir, dass wir der Eigentümer der Natur sind. Ich denke, das ist eine sehr grundlegende Täuschung, die wir modernen Menschen haben. Und so schaden wir uns.
Wenn ich selbst erfahrenen Zazenpraktizierden, wie z.B. gestern an der Hauptversammlung, von den Sesshins hier im Old Antai-ji Stil erzähle, dann kommen immer Fragen und spontane Reaktionen, wie:
Warum muss das so hart sein! Geht es nicht sanfter? Das ist doch schwierig, anstrengend, Selbstkasteiung, Askese? Müssen Anfänger denn auch so hart sitzen? Ist es nicht besser sanft einzusteigen? Einsteigersesshins, z.B? Kein Wunder kommt keiner! Auf der anderen Seite berichten sie, dass es in anderen Sanghen zu wenig Zazen, zu lasch, zu sanft, zuviel Geschwätz, etc. gibt! 14 Stunden Zazen am Tag erscheint vielen Menschen als „Hart“! Es macht ihnen Angst, wenn sie ehrlich sind, macht Ihnen schon ein Zazen Angst. So schade!
Zazen gilt als hart, schwierig, nüchtern, gefühlsfeindlich, menschenverachtend, im Zazen sind Freude, Leichtigkeit, wohlfühlen nicht möglich…u.v.m., Zennonnen und mönche gelten als harte „Kerle“ ohne Sinnlichkeit und mit abgetöteten Gefühlsleben! Wenn ich dann antworte das Gegenteil ist der Fall: 14 Stunden Zazen am Tagen machen es erst möglich, wie Dogen sagt, grosse Freude und Leichtigkeit zu empfinden, dann denken sie, der „verarscht uns, der will uns ködern. Ebenso erscheint eine Woche Naikan vielen, auch mir damals, als unvorstellbar anstrengend, hart, schwer und schwierig, ….So scheint es nur wenigen vergönnt zu sein, easy und happy zu praktizieren und ich sitze meist alleine solche Sesshins hier.
Interssanterweise geht Isso Fusshita in seinen Fusnoten zu Zazen 7, die ich heute übersetzte, genau auf dieses Dilemma ein. Viel Freude und Leichtigkeit beim Zazen euch! Gebt Zazen noch eine Chance 🙂
Ganz herrlichen Spätsommer euch!
Gassho Volker