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Newsletter April

Liebe Freundinnen und Freunde Sanko-jis!
>
> Ich hoffe ihr und eure Familie seid wohlauf und ihr könnt gut mit den
> veränderten Lebensbedingungen umgehen.
>
> Die tägliche Praxis hier geht weiter, Zazen, Holz machen, den Garten
> vorbereiten, die Gartentreppe fertig bauen, … Dies alles in einem,
> wunderbar blühenden Umfeld inmitten des Belchenpanoramas, unter einem
> stahlblauen Himmel ohne Flugzeuglärm und inmitten noch grösserer
> Stille als sonst. Eigentlich sehr gute Bedingungen, doch leider kann
> ich die Praxis hier nun nur alleine fortsetzen.
>
> Das Karwochennaikan musste ich absagen, eine Ausnahmegenehmigung war
> bei der Polizei nicht zu bekommen. Es einfach „illegal“ zu tun, wäre
> gefährlich für das Zentrum gewesen, denn es ist noch ruhiger im Tal
> geworden, die Menschen noch mehr in Rückzug, Coronainfizierte im Tal –
> die Sorge kriecht in die tiefsten Winkel des Schwarzwaldes.
> Viele Menschen sitzen nun zuhause, die einen können die geschenkte
> Zeit nutzen für die Selbstreflexion oder Zazen, die anderen werden
> aktiv und schreiben lange mails, wie ich (hihihi), um den anderen zu
> zeigen, dass sie im home office auch noch unglaublich produktiv und
> eloquent sind, und andere stürzen ab, weil sie nicht für diese social
> distancing Situation gerüstet sind.
>
> Ich habe lange gezögert überhaupt einen newsletter zu schreiben, da
> die Mailflut von überall zunimmt und mails immer länger werden. Weil
> die Sorge, die ungewohnte Situation oft zu noch mehr Aktivismus führt
> (online Zazen, online coaching, webinairs für dies, Tutorials für das
> und dies, Ratschläge hin und her).. da wollte ich nicht auch noch
> mitmachen…. und nun, denke ich ein paar Fragen zu stellen, Gedanken zu
> teilen, könnte sinnvoll sein. Aber ich teile das mail in zwei
> Abschnitte – 1. Abschnitt kurz und wesentlich für alle, die klar und
> ruhig und gut zurechtkommen mit der Situation – und im 2. Abschnitt –
> Fragen, Gedanken, zum Thema „Was passiert da gerade – Seuche, Angst,
> Aktivismus?“ u.a. von Kodo Sawaki, dem Philosophen G. Agamdem, Olga
> Tokarczuk, Shoken Winecoff, mir, u.a.
>
> *1. Wesentliches* – Shikantaza – aufhören zu reden und aktivistisch zu
> werden, einfach nur hinsitzen – ist das, was am besten zu tun ist,
> weil die Praxis ohne Anfang und Ende ist, die Gegensätze und das
> Universum umschliesst, auch das Virus, die Coronakranken, die sich
> Fürchtenden, die Kritiker,…
>
> Also geht die tägliche Praxis in Sanko-ji weiter, gemäss unseren
> Bodhisattvagelübde – gerade jetzt! Und auch die Sesshins gehen erstmal
> weiter, aber nur mit Menschen die schon mal hier waren, einfach tief
> praktizieren wollen, ihr Essen selbst mitbringen, selbstverantwortlich
> handeln und sich an die vorgegebenen Hygiene/Abstandsregeln halten, da
> das sicher noch weniger sind als bisher – Praxis mit max. ein/zwei
> Dharmaschwestern/ -brüdern – sollte dies legal und flexibel
> durchführbar sein. Machen wird das so einmal – Nächstes Sesshin:
> *30.4-3.5.! Bitte baldigst anmelden! *
>
> Es zeigt sich, dass die Idee Sanko-jis, die Buddhist. Praxis innerhalb
> kleiner, überschaubarer Strukturen mit hoher Intensität anzulegen, in
> die richtige Richtung geht, doch in dieser Situation wird selbst das
> schwieriger…..!
>
> Gerade in schwierigen Zeiten zusammen Zazen praktizieren, das trennte
> schon immer die Spreu vom Weizen. Das können nur die Dharmaschwester
> und – brüder, die sich einfach hinsetzen und voller Vertrauen das
> Universum Zazen machen lassen. Habt Vertrauen in Zazen und einfach
> weiter machen! Das Universum tun lassen, Atemzug, einfach Sitzen,..!
>
> *2. Abschnitt: *Die Lockdown-Situation macht es also unmöglich in
> Sanko-ji und anderen buddhist. Zentren Naikan, Zazen zu machen oder
> andere Veranstaltungen durchzuführen. Sinn und Zweck Sanko-jis, immer
> allen Übenden Zuflucht zu bieten, sind sehr eingeschränkt worden. Wie
> gehen wir damit um? Auf der anderen Seite hätten die Menschen nun Zeit
> zu praktizieren, zu reflektieren und so etwas spirituell und
> gesellschaftlich essentiell Wichtiges zu tun. Die Gesellschaft würde
> davon absolut profitieren, warum ist dies nicht möglich? Was treibt
> unsere Gesellschaft dazu, dies zu verhindern?
>
> Zunächst möchte ich klar feststellen, dass ich sehr froh bin in
> Deutschland zu leben, eine handlungsfähige Regierung, Verwaltung zu
> haben, die alles im Griff hat, Menschen, Politiker, Beamte, die sich
> aufopfern; ein tolles Gesundheitssystem mit Ärzten/Pflegern, die alles
> geben, vieles riskieren; soziale Absicherung, etc…., auch das
> Wirtschaftssystem wird es wegstecken…. Vielen Dank! Nine bowsl! In
> solchen Momenten kann man alles das erst so richtig schätzen. Ich
> stehe also grundsätzlich hinter den Entscheidungen der Regierung. Auch
> bin ich kein Anhänger von Verschwörungstheorien ….
>
> Aber um mit den Worten von Georgio Agamdem zu beginnen, hier ein
> Auszug aus einem Zeitungsartikel vom 08.04. /NZZ:
>
> /Wie konnte es so weit kommen, dass angesichts einer Krankheit,
> deren Schwere ich nicht beurteilen kann, die aber bestimmt keine Pest
> ist, eine ganze Gesellschaft das Bedürfnis verspürte, sich verpestet
> oder verseucht zu fühlen, sich in den Häusern zu isolieren und die
> normalen Lebensbedingungen zu suspendieren, also ihre
> Arbeitsverhältnisse, ihre Freundschafts- und Liebesbeziehungen und
> sogar ihre religiösen und politischen Überzeugungen? Wie konnte es
> geschehen, dass von einem Tag auf den anderen jeder auf sich selbst
> und auf die anderen blickte, als wäre er, als wären sie blosse Agenten
> der Ansteckung, die ihr Gesicht mit einer Maske zu bedecken und einen
> Sicherheitsabstand von zwei Metern einzuhalten hätten? Es scheint mir
> notwendig, darüber nachzudenken.
>
> Offensichtlich ist es so, dass es die Seuche irgendwie, wenn auch nur
> unbewusst, bereits gab. Die Lebensbedingungen müssen zu solchen
> geworden sein, dass ein plötzliches Zeichen genügte, um sie als das zu
> erweisen, was sie waren – sprich: unerträglich, eben als eine Seuche.
> Und dies ist in gewisser Weise das einzig Positive, das sich aus der
> gegenwärtigen Situation ziehen lässt: Es ist möglich, dass die
> Menschen sich später zu fragen beginnen, ob ihre Lebensweise die
> richtige war.
> Aber auch über das Bedürfnis nach Religion, das die Situation
> zum Vorschein bringt, sollte man nicht weniger nachdenken. Ein
> Hinweis darauf ist eine dem eschatologischen Vokabular entlehnte
> Sprache, die im hämmernden Diskurs der Medien in geradezu obsessiver
> Art und Weise wiederkehrt und das Ende der Welt heraufbeschwört. Es
> ist, als hielte das religiöse Bedürfnis, das die Kirche nicht mehr zu
> befriedigen vermag, tastend nach einem anderen Aufenthaltsort Ausschau
> und fände denselben in derjenigen Religion, die längst zur wahren
> Religion unserer Zeit geworden ist: der
> Wissenschaft…./https://www.nzz.ch/feuilleton/giorgio-agamben-zur-coronakrise-wir-sollten-uns-weniger-sorgen-und-mehr-nachdenken-ld.1550672?mktcid=smsh&mktcval=E-mail
>
> Ich finde seine Fragen und Gedanken sehr interessant und berechtigt,
> beobachte ich doch u.a. schon lange eine Zunahme der Angst (Seuche)
> und Aktivismus (Seuche) als Indiz, einer Verängstlichung der
> Gesellschaft, Angst vor Fremden, Angst vor wirtschaftl. Not, Angst vor
> …, immer höheres Sicherheitsbedürfnis mit Rückzug in den
> Nationalstaat, in seine Festung. (Warum ist die AFD so stark? Hmm…).
> Ausserdem beobachte ich einen immer stärkeren und schneller werden
> Aktivismus, Machtübernahme expressiver Menschen (Populisten,
> Influencer), die uns mit tweeds zustopfen – Hauptsache lautstark,
> schnelle und einfache Lösungen präsentieren.
> Gerade in Notzeiten werden anscheinend noch mehr Infos, noch mehr
> Vorschriften, Massnahmeregeln, etc. produziert, anstatt sich für die
> Krise und in der Krise auszuruhen. Letzthin hörte ich, dass man sich
> im home office mittags virtuell zu gemeinsamer Pause trifft, um sich
> auszutauschen, wie wahnsinnig produktiv man im home office arbeitet
> und welche tollen Ideen man wieder hatte. Was ist mit denen, die da
> nicht mehr mit kommen, die das „ Spielchen“ nicht mehr mitspielen
> wollen und einfach ihre „Zwangsruhe“ zum Ausruhen benutzen oder sogar
> geniessen wollen? Angststörungen, Burn out nehmen immer stärker zu!
>
> Wäre das nicht eine Chance für die Gesellschaft? Dazu ein Text von der
> aktuellen Nobelpreisträgerin Olga Tokarczuk, “Jetzt kommen neue
> Zeiten“ im Anhang, den ich sehr schön finde.
>
> Folge ich den Gedanken Agamdems dann haben wir es mit der Wissenschaft
> als neue Religion zu tun und unsere Bundeskanzlerin sagte in ihrer
> Rede, dass sie alles tut, was die Wissenschaft empfehle. (Leider nicht
> unbedingt, was Wissenschaftler beim Klimaschutz vorschlagen,
> etc…lassen wir das… es wird sonst endlos)
>
> Nun kommt noch mein fast liebster zeitgenössische Zenmeister Kodo
> Sawaki zu Wort:
>
> *Aus einem Radiointerview mit Kodo Sawaki 1965, *
> …
> /I: In diesem Fall übt die Wissenschaft heute ihre Autorität aus und
> beeinflusst jeden Aspekt des menschlichen Lebens./
> /S: Ja, ja/
> /Ich: Anstatt aufzuhören zu reden ../
> /S: Ja/
> /I: Die Wissenschaft schafft nacheinander verschiedene Theorien und
> produziert auch so viele Dinge. Alle Leute studieren sie. Im
> Allgemeinen schätzen wir es als treibende Kraft der menschlichen
> Zivilisation. Ich glaube, Zen geht in eine ganz andere Richtung als
> die Wissenschaft./
> /S: Ja, diese gehen sehr unterschiedliche Richtungen./
> /I: Aus welcher Sicht des Zen stimmt dann etwas nicht, was die
> Wissenschaft jetzt tut?/
> /S: Die Wissenschaft hat keinen Endpunkt, oder?/
> /I: Nein, aber gibt es einen Endpunkt im Zen?/
> /S: Menschen werden von der Wissenschaft benutzt, die keinen Endpunkt
> hat, nicht wahr?/
> /I: Na ja ../
> /S: Aber in der Welt der Wahrheit…/
> /Ich Ja./
> /S:… gibt es weder Anfang noch Ende./
> /I: Ok/
> /S: Immer, sowohl unter den Menschen des primitiven Zeitalter, als
> auch unter den Menschen des zivilisierten Zeitalter, gibt es etwas
> Gemeinsames. Zen kann auch auf die gleiche Weise in diesen gemeinsamen
> Bereich gehen. Wir können den gleichen Weg gehen und doch haben
> aufgrund der Entwicklung der Wissenschaft alle Menschen auf der Welt
> immer mehr Ängste. Wenn jemand den einen Knopf drückt, dann …(nukleare
> Waffen) (Heute: Wenn ein Virus kommt, dann…! Anmerkung Gyoriki)/
> /I: Ja/
> /S: Ha, ha, ha. Wir können nicht sagen, dass es keine Möglichkeit
> gibt, dass eine verrückte Person den Knopf drückt. Selbst wenn eine
> verrückte Person den Knopf drückt, sollte der Schaden, den wir haben
> würden, der gleiche sein. Wir können nicht sagen, wer das
> zivilisiertere Volk ist. Im Vergleich zu einer solchen Situation muss
> nur sitzen …/
> /Ich: Nun./
> /S: Viel sicherer sein. Wir Menschen werden nur immer beschäftigter
> und ängstlicher, wenn wir von der wissenschaftlichen Zivilisation
> benutzt werden. Ha,ha,ha…/
>
> Also auch Kodo Sawaki denkt, dass wenn wir von der wissenschaftlichen
> Zivilisation benutzt werden, immer mehr von Sorge und Aktivismus
> bestimmt werden, die uns nicht gut tut. Meine Frage also, gibt es noch
> das, was wir “den gesunden Menschenverstand“
> nennen und könnte nicht die Buddhist. Praxis ein gutes Medikament
> gegen Wissenschaftsgläubigkeit sein? Viele von Wissenschaftlern
> entwickelte Sachen (Photovoltaik) sind ja hilfreich, andere eher nicht
> (Nuklearwaffen). Wie mein Ordinationsmeister Michel Bovay immer wieder
> betonte: Wir müssen die Technik benutzen, sie nicht uns! Ebenso mit
> den Gedanken, wir sollten unser Hirn nutzen, nicht die Gedanken uns
> beherrschen.
>
> Wie also Aktivismus, Angst, Unheilsamen, entgegenwirken?…. Mit
> buddhist. Praxis: weniger Reden (Schweigen), weniger Aktivismus
> ( Reflexion), weniger Handeln (Sein), den Augenblick geniessen
> (tiefe Freude) – Praxis ohne Anfang und End über alle Gegensätze
> heraus (Shikantaza)
>
> Nehmen wie es kommt, Shoken Winecoff Abt von Ryomonji/Iowa
> veröffentlichte in der kleinen Lokalzeitung in Iowa monatlich kleine
> Aufsätze, hier einer der in diese Zeit passen könnte.
>
>
> /Frühlingsregen/
>
> /Wenn es regnet, sagt man, «der Phoenix ist glücklich». Der Regen
> tränkt die Erde. Grüne Sachen beginnen zu spriessen. Die Menschen
> mögen es die süssen Regentropfen auf der Zunge zu spüren. Doch der
> Frühlingsregen kann den Menschen auch Überschwemmungen und Chaos
> bringen. Manchmal bleibt das kalte und nasse Wetter einfach den ganzen
> Frühling hängen und man kann nicht in den Garten und auf die Felder.
> Warum kooperiert die Welt nicht mit mir und bringt den Frühling so,
> wie ich ihn benötige? Man sagt, es ist die Zeit zum endlich Rausgehen./
>
> /Und dann kommt der Sommer- er ist warm, angenehm und im Garten wächst
> alles. Aber er kann auch trocken und heiss werden, und wir kämpfen
> darum cool zu bleiben und beten für Regen. Wir hoffen, dass keine
> Dürre, kein Tornado oder andere Katastrophen kommen, aber es gibt
> keine Garantien. Es ist manchmal hart, dass zu erhalten, was das
> Universum schenkt./
>
> /Manchmal sagen wir, das Leben ist nicht fair. Aber wer sagt denn, was
> fair ist? Alles hat seinen eigenen Rhythmus. Wir möchten die Dinge so,
> wie wir sie gerne hätten. Aber die Drehungen des Universum haben ihren
> eigenen Drall./
>
> /Lernen eins zu sein mit dem was ist, benötigt einen grossen
> menschlichen Geist. Es benötigt Demut, es braucht Mut und es braucht
> Vertrauen. Vetrauen ist mehr als Glauben. Vetrauen ist weitermachen.
> Man sagt, wenn du das Weitermachen aufrecht erhalten kannst,
> beherbergst du wahrlich den Gastgeber. /
>
> /Es ist wie der Drachen, der ins Wasser eintaucht und der Tiger, der
> in die Berge eintritt. Drachen und Tiger sind grossartige Kreaturen.
> Ihre Grösse ist, dass sie alles was ist mit ganzem Herzen umarmen. Sie
> werden eins mit dem Wasser und den Bergen. Das erfordert Stärke und Mut./
>
> /Das Leben hat seine ernüchternden Momente. Wer hat gesagt, es wird
> einfach? Ich habe nicht die Antworten. Ich werde verblüfft, wie jeder
> andere auch. Aber wenn du einen Atemzug nimmst und aufstehst — ist
> dies der Weg der Alten und der Heiligen. Das ist wenn der Fisch zum
> Drachen und das Kätzlein zum Tiger wird./
>
> /Es gibt viel mehr zu tun als dem Frühlingsregen ins Auge zu blicken.
> Wir alle müssen mit den grossen Herausforderungen von Leben und Tod
> umgehen. Jede Jahreszeit ist wie sie ist und so ist es auch mit Leben
> und Tod./
>
> /Wir sind alle nur ein kleiner Atemzug des Universums. (Shoken Winecoff)/
>
> Ich hoffe, ihr konntet mit diesen Texten, Hypothesen, Fragestellungen
> was anfangen? Hoffe ihr könnt die Stille in euch errichten, denn wie
> Okumura Roshi immer wieder sagt, das wichtigste ist, das wir das
> Kloster in uns errichten. Praxis hier geht soweit weiter, wenn auch
> anders und weiterhin im kleinen und feinen Rahmen und hoffentlich bald
> mal wieder mit euch!!
>
> Tiefes Gassho und Frieden euch allen im Universum!
> Gyoriki


Newsletter März Nr.2

Liebe FreundInnen und Freunde Sanko-jis

Ich hoffe ihr seid bisher vom Covid2 verschont und nicht in Quarantäne oder erkrankt, wenn doch, so meldet euch, so dass wir zumindest telefonieren könnten.

Aus Anlass der Corona Virus Epidemie möchte ich euch über Folgendes informieren:

Der Praxisbetrieb läuft in Sanko-ji in reduzierter Form für nicht Risikopersonen weiter. Aufgrund der Grösse des Dojos, Weitläufigkeit des Hauses und des Geländes kann ein Mindestabstand von 2m gewährleistet werden. Die gängigen Hygieneregeln werden strikt eingehalten.

Ich gehe davon aus, dass jeder Praktizierende selbstverantwortlich handelt und nicht ins Zentrum kommt, wenn er andere Menschen gefährden würde. Das Kleine Wiesental ist bisher virusfrei. Allerdings gehöre ich zu den Menschen, die zur Arbeit gehen müssen, um den Sonderschulbetrieb und die Schülerbetreuung vor Ort aufrecht zu erhalten. Dies tue ich mit PKW, mit der leeren S-Bahn und mit dem Fahrrad und halte mich dabei an die gängigen Regeln. Trotzdem lässt es sich in meinem Job nicht vermeiden, dass ich in näheren Kontakt mit Menschen komme, so dass ich potentiell Träger des Virus sein könnte.

Auf der anderen Seite ist Sanko-ji als Zufluchtsort der drei Schätze gedacht und wir haben die Bodhisattvagelübde abgelegt. Gerade in solchen Zeiten ist es umso wichtiger Zazen mit dem Kesa zu praktizieren, der Basis des Soto-Zen, sind wir doch mit allen Wesen verbunden. Wer also die schwierige Zeit für ein Praxisretreat nutzen möchte, sei herzlich willkommen!

Schön wäre auch, wenn wir zu gemeinsamen Zeiten zuhause praktizierten, die Zazenzeiten wurden auf 5.30 – 6.30 am Morgen (Mo-Sa) verlegt und reduziert, so wie am Di und Do Abend 20.00 bis 21.00 Uhr verlegt und reduziert, so dass es einigen von euch leichter möglich ist Shikantaza zu sitzen. Naikan könnte man auch in dieser Zeit praktizieren, um seinen Geist zu klären und Dankbarkeit für die zahllosen unermüdlichen Helfer zu produzieren.

Ich bin überzeugt, wir können mit unserer Praxis die vielen Leidenden, die unermüdlichen Helfer, die Regierung in ihrem Bemühungen unterstützen und Solidarität zeigen. Natürlich kann auch jeder vor Ort zusätzlich helfen, schön zu sehen wie sich Hilfsgruppierungen bilden, um z.B. alte Menschen mit Lebensmitteln zu versorgen, etc..

Vorletztes Wochenende war ich übrigens in Alés im Zendo L’eauvive um Okumura Roshi zu hören, er sprach über die Wichtigkeit der Bodhisattvagelübde und der Reue und begeisterte seine Zuhörer mit seinem tiefen Wissen des Soto-Zen und Buddhismus.
Er musste seine Europareise wegen des Virus früher abbrechen und benötigte fast zwei Tage, um wieder nachhause zu kommen. Er stellte aber in Aussicht, dass er nun doch noch einmal nach Europa komm. Er riet uns, die geschenkte Zeit zu nutzen um still zu werden und zu reflektieren.

Ich hoffe einige von euch, die nicht unermüdlich helfen müssen, können die geschenkte Zeit nutzen, um ruhig zu werden und zu reflektieren. Und den Helfern wünsche ich viel Kraft und sage Danke für euren Einsatz. Möge diese Krise unsere Welt ins Positive verändern.

Herzlich und Gassho und tiefe Praxis
Gyoriki


Newsletter März 2020

Liebe Freundinnen und Freunde Sanko-jis

Das Wetter ist immer noch so wechselhaft wie die Stimmung manchmal bei einem Sesshin. Ganz besonders beim letzten Krokussesshin (Krokusse blühen schon unter dem Schnee und tauchen immer wieder freudig auf:-) im tiefsten Wintersturm mit fast 40cm Neuschnee begann es. Dann beglückte uns ein strahlender, warmer Frühlingstag, gefolgt von einem Regensturm und wieder Winter, dazwischen Stille und Ruhe.
Die letzten Tage waren auch wieder turbulent, erst Sturm und gestern den ganzen Tag wieder Schnee und heute strahlend blau und weiss die Landschaft.
Gut ist bei den vielen Niederschlägen und Sturm nichts gross kaputt gegangen, nur ein bisschen Wassereinbruch in den alten Teilen des Gebäudes.

Bodhidharma antwortete einmal auf die Frage: Was ist das wichtigste im Zen? Leerheit, ohne Heiligkeit!

Kodo Sawaki kommentierte dieses Prinzip mit: Es ist falsch, wenn es auch nur einen kleinen Partikel künstlich erschaffenen Dogmatismus in unserem Geist gibt. Es gibt grundsätzlich keinerlei willkürliche Sichtweisen. Ja, Leere ohne Heiligkeit, nicht nach Wahrheit suchen!

Insbesondere während eines Sesshin können wir lernen unsere persönlichen Sichtweisen anzuhalten.“ Sichtweise” heisst, wie wir die Dinge sehen und diese individuelle Art und Weise ist geprägt durch unseren vererbten und erworbenen karmischen Erfahrungsschatz. Wenn es uns aber gelingt unsere persönlichen Sichtweisen zu stoppen, dann sind die Dinge einfach nur noch wie sie sind.
Wenn wir die Dinge normalerweise anschauen, tut jeder von uns das auf eine andere Art und Weise. Doch das ist nicht richtig. Wenn wir sagen, ich suche nach der Wahrheit, ist die Wahrheit sehr unterschiedlich und basiert auf unseren Erfahrungen der Vergangenheit (Karma). Deswegen können wir auch nicht entscheiden, welche Sichtweise, welcher Person nun die Wahrheit sagt oder nicht. Also, sollten wir nicht nach der Wahrheit suchen, sondern stattdessen unsere persönliche Sichtweise anhalten. „Suchen” heisst in diesem Fall ein willkürliches, künstliches Dogma kreieren wollen, mithilfe unsere Gedanken und Erfahrungen eine Meinung bilden wollen. Das heutige Problem der Ideologie der Populisten beruht auf willkürlichen Dogmen, die sie in die Welt setzen. Deswegen sollten wir als Buddhisten öfter aufhören zu reden und diskutieren und uns stattdessen ruhig und still hinsetzen. Einfach sitzen ist letztlich das einzige was wir tun können. Das ist Sesshin! Und die einzige Möglichkeit die Welt zu ändern und unseren Gelübden gemäss, alle Wesen zu befreien.

Tiefe Praxis und einen schönen Frühlingsbeginn wünsche ich euch.

Herzlich und Gassho
Gyoriki


Newsletter Februar 2020

Liebe Freundinnen und Freunde!

Wie der Sturm hier heut, so jagt schon das nächste Sesshin Ende Februar heran und das letzte Sesshin mit Kesa-Nähen ist schon durchgezogen. (Naja, hatte schon bessere Intros;-)
Aber trotzdem schon bald wieder die Gelegenheit im Sanshin-ji/Antai-ji Stil drei Tage zu sitzen, um Kontakt herzustellen mit unserer wahren Natur und Wirklichkeit.

Im März kommt Shohaku Okumura Roshi nach Europa, vielleicht sein letztes Mal, also auch die letzte Gelegenheit für euch ihn hier in Europa zu treffen, sein Reiseprogramm kann auf der Sanshin-ji website unter …/events calendar nachgeschaut werden. Ich selber werde ihn in Alès Mitte März begegnen.

In der Karwoche gibt es dann die nächste Möglichkeit an einer klassischen Naikanwoche teilzunehmen – KLARwoche nenne ich sie versuchsweise, um vielleicht andere Menschen anzusprechen. Es gibt noch zwei Plätze.

Den heutigen Tag nutzte ich, um mal wieder die website zu vervollständigen. Es ging beim Schreiben des neuen Menüpunkts „www.zenklause/Sanko-ji/Alles für die Natur!/ und seiner Unterpunkte….” um die Frage, warum Sanko-ji soviel Wert auf das Leben in den Bergen, der Natur, einer Ökolog.Lebensweise legt. Warum die Mühen und der Aufwand, warum nicht bequem inmitten der Stadt einen Ort gründen. Warum lag den „Erneueren” des Soto-Zen im 20 Jhdt. wie Katagiri Roshi mit Ryumonji/Iowa, oder Watanabe Roshi und heute Muho mit Antai-ji/Japan soviel daran, einen Tempel in der Stille der Berge/Natur zu begründen und der Rückkehr zu dem alten chinesischen Zen-Ideal der Selbstversorgung. Warum ist dies in der heutigen, modernen Zeit gerade so wichtig?! Darum geht es in den neuen Texten auf der homepage. Gedanken und Argumente einer Philosophie, die ich nun schon lange mit mir trage und gelobe umzusetzen. Sanko-ji steht damit auch in der Tradition und Argumentation der alten Buddhas und eben jenen erwähnten Erneuern des Zen. Viel Freude beim Lesen und gerne Rückmeldungen,

Ganz herzlich und Gassho

Gyoriki


Newsletter Januar 2020

Liebe Freundinnen und Freunde Sanko-jis

Happy New Year to all! Ende Januar findet das Sesshin mit Kesa-Nähen statt. Neben der Praxis von Shikantaza kann vier Stunden pro Tag die Praxis des Kesanähens erlernt und geübt werden.

Hierzu ein kurzer Auszug aus dem Buch von Shohaku Okumura Roshis „Durch Gelübde leben“, Kap. 4. “Das Feld des Glücks bestellen: Der Kesa Vers“:

“Als Dogen Zenji (Begründer des Soto-Zen) nach China reiste und im Jahr 1223 im Tiantong-Kloster zu praktizieren begann, konnte er sehen wie die Mönche in der Mönchshalle ihr gefaltetes o-kesa (das ist die formelle Bezeichnung für das Kesa bzw. für das Mönchsgewand) ehrfurchtsvoll auf den Kopf legten und diese Verse jeden Tag nach dem Morgenzazen rezitierten. Er hatte von dieser Praxis im Agama-Sutra gelesen, aber es noch nie selbst gesehen. Als er das traditionelle Rezitieren dieses Verses erlebte und sah, wie die Mönche ihr o-kesa anlegten, war er tief beeindruckt. Er schrieb über diese Erfahrung im Kapitel Kesa Sudoku des Shobogenzo (Verdienste des Kesa): „Damals fühlte ich, dass ich nie zuvor etwas Würdevolles gesehen hatte. Mein Körper war voller Entzücken und Tränen der Freude fielen still herab und tränkten das Revers meiner Robe.“ Der junge Dogen gelobte, diese Praxis nach Japan zu bringen.”

Das Ergebnis ist, dass wir nun 800Jahre später jeden Morgen nach dem Zazen, das Kesa-Sutra rezitieren, wenn wir das Kesa anlegen.

Als ich 1995 infolge meiner Zufluchtnahme zum ersten Mal im Tempel „La Gendronniere“ praktizierte, erlebte ich Ähnliches, denn nach dem Morgenzazen begannen plötzlich 350 Nonnen/Mönche/Laien das Kesa Sutra dreimal in uralter Sprache zu rezitieren.

Dai sai geda puku (Wie grossartig das prachtvolle Gewand der Befreiung)

Muso fukuden e (Feld des Glücks weit jenseits von Leere und Form)

Hi bu nyorai Kyo (des Vollendeten Lehre tragend)

Kodo Shoshu jo (befreie ich, alle Wesen)

Diese tiefe, uralte, kräftige Gelöbnis ging tief in meinen Körper ein und verursachte mir, dem völlig Überraschten, eine Gänsehaut und einzelne Tränen flossen meine Wange hinunter. So ging es nicht nur mir, sondern in solcher Weise berichteten mir später viele Dharmafreunde von ihrem ersten Erlebnis des Rituals….

Am gleichen Tag entschied ich mich mit dem Nähen eines Rakusus zu beginnen, – eigentlich wollte ich mir eins zur Bodhisattva-Ordination (Jukai) schenken lassen, da ich nicht Nähen konnte/wollte („Wichtigeres zur tun!“). Trotz meiner absoluten Nichtbegabung für dieses Handwerk wusste ich intuitiv: „Das muss ich tun, da muss ich durch!“ und das Rakusu wurde infolge zweier Nachtschichten rechtzeitig fertig. Trotz meiner Wurstfinger und „unglaublicher“:-) Leiden kaufte ich mir anschliessend Stoff für ein o-kesa und begann das  vermeintlich „Unmögliche“ . Es wurde tatsächlich 1997 zu meiner Mönchsordination fertig. Und obwohl ich wirklich anderes zu Tun hatte, kaufte ich wieder Stoff und nähte weiter und weiter… und jeden Morgen über mehr als 20 Jahre rezitierte ich das Kesa-Sutra im Dojo Basel….

Ausserdem trage ich fast immer eine Rakusu bei mir,…………Warum?…………..

Das Sesshin wird geleitet von dem Zenmönch und Dojoleiter des Zen Dojo Müllheims Christoph Martin. Er ist Schüler von Philipp Coupey und ein alter Dharma-freund und hat sich bereit erklärt das Sesshin im Sanshin-ji Style zu leiten, die “Sangha ohne Bleibe“ trifft auf die “Sanshin-ji Gemeinsschaft“ und praktizieren zusammen. Ich freue mich sehr darauf.

Im Anhang auch wieder die Fussnoten zu Zazen 12 von Issho Fusshita

Gute Praxis und viele schöne Winterbegegnungen in der Natur!

Herzlich und Gassho

Gyoriki


Newsletter Dezember

Liebe Freundinnen und Freunde Sanko-ji’s!

 
Intro: Schon wieder geht ein Jahr vorüber, es sind die kürzesten Tage des Jahres und doch wie das Foto von heute aus dem Zenkonyama zeigt, blühen schon wieder die ersten Blumen des Jahres um den Altar des Aussendojos (Nieswurz).
 
 
 
Es ist ein nie endender Kreislauf von Vergehen (Herbst/Winter) und Entstehen (Frühling/Sommer)….
Vergehen/Entstehen lässt sich offenbar nicht so einfach separieren/unterscheiden…
Es ist komplexer, alles miteinander verwoben…
 

“Im Licht ist die Dunkelheit,
Doch haltet sie nicht für Dunkelheit.
In der Dunkelheit ist das Licht,
Doch betrachtet es nicht als Licht.

Licht und Dunkelheit sind Gegensätze“ aus dem Sandokai
 
Es ist etwas, das unabhängig, ausserhalb unserer Kontrolle passiert…
Es ist etwas, was auch passiert, wenn wir nicht mehr da sind….
Es zeigt, wieder ist ein Jahr vergangen, wieder ein Jahr weniger, um als Bodhisattva erfüllt von Gelübden die Welt/Wesen zu retten? (Also muss ich nochmal wieder kommen;-)
Es ist wieder Zeit mit den DREI Naikanfragen Rückschau zu halten:
Was habe ich alles erhalten?
Was habe ich alles wem gegeben?
Wem habe ich Schwierigkeiten bereitet?

Es ist eine heilige Zeit,… es ist ruhiger und stiller und oft dunkler als sonst..
Es ist die Zeit mit der Familie zu sein..
Es ist die Zeit von Stille und Frieden…
Es ist die Zeit, in der ich gerne draussen bin, das Licht, die Stimmung alles ist anders…
Es ist die Zeit, in der vor 2019 Jahren laut christlichem Glauben “ein Licht” in die Welt geboren wurde?

Wo, was, wie ist meinem Licht?
Produziere ich genug Energie, damit es nach aussen leuchten kann?

 
“Praktizieren sie sich selbst? von  Shohaku Okumura
 
Dogen Zenji schreibt, dass unsere Praxis nicht vom Zustand der Welt abhängig ist, sondern dass wir in unserer Praxis unseren ureigenen Familienschatz verwenden und unsere Praxis die Welt beeinflussen kann. Der Schatz kommt nicht von außen; Die Schatzkammer befindet sich in unserem eigenen Haus. Es ist unser Familienschatz. Es ist kein Schatz, den wir finden müssen. Wir erhalten und nutzen unseren eigenen Familienschatz, er hängt nicht von den Bedingungen der Gesellschaft ab. Wir üben mit unserer eigenen Lebenskraft, es liegt also nicht an den Bedingungen der Welt oder den Bedingungen des Zeitalters, in dem wir leben.
 
Es ist nicht so, dass wir nicht praktizieren oder Erleuchtung erlangen können, weil dies eine entartete, böse Welt ist, sondern dass wir die Welt verändern können, wenn wir wirklich in diesen fünf Skandhas praktizieren. Hier ist Dogen sehr optimistisch oder positiv.
 
In Genjokoan sagt Dogen, den Buddha zu studieren, heißt, das Selbst zu studieren, und das Selbst zu studieren, heißt, das Selbst zu vergessen, und das Selbst zu vergessen, heißt, von allen unzähligen Dharmas verifiziert zu werden. Der wichtige Punkt ist, dass in all diesen unzähligen Dharmas (bunpo) das Selbst oder diese Person enthalten ist. Das bedeutet, dass alle unzähligen Dharmas alle unzähligen Dharmas verifizieren. Also verschwindet dieses Selbst; in unserer Praxis sollte dieses Selbst vergessen werden. Das ist es, was Dogen mit Zenki meinte, in der Übersetzung von Katagiri Roshi bedeutet der Ausdruck Zenki, “totale Funktion” oder “totale dynamische Arbeit” . Das heißt, ki ist ein Teil dieses Netzwerks der voneinander abhängigen Entstehung, ein Knoten dieses Netzwerks der Vernetzung, nicht nur im Raum, sondern auch in der Zeit. Alles ist mit allem in der dreifachen Welt und der Zehn-Richtungen-Welt verbunden
 
Wichtige INFOs:
1.Leider musste ich das Naikan wegen eines Missverständnisses absagen, deswegen besteht nun neu am 31.12. die Möglichkeit einen Zazenabend zu besuchen. Von 17.00 -22.00 Uhr mit anschliessender traditioneller. Räucherzeremonie im ganzen Haus.
 
17.00 Essen
18.00  Zazen
18.50 Kinhin
19.00 Zazen
19.50 Kinhin
20.00 Zazen
20.50 Kinhin
21.00 Zazen
21.50 Räucherzeremonie Haus
Ende
 
Vom 24.12 – 26.12. und 3.1.-5.1. ist Sanko-ji geschlossen, dazwischen könnt ihr gerne zum Helfen, Sitzen vorbeikommen.
 
2. Nach dem Rohatsu in Sanshin-ji sind Shohaku Okamura Roshi und ich darin übereingekommen, dass ich ab sofort sein Schüler sein kann. Um meine Registration zu erneuern, leider abgelaufen, …ja nu…werde ich als Shuso am Ango 2021 in Ryumonji/Iowa teilnehmen und dort Hossenshiki Zeremonie machen. Ryumonji ist ein Tempel in der Tradition Katagiri Roshi, dessen Buch „Rückkehr der Stille“ mich zu Beginn der Praxis sehr prägte. Ich bin froh nun auch in dieser Tradition studieren zu dürfen. Der Abt Shoken Winecoff schein auch ein sehr netter und interessanter, erfahrener Lehrer zu sein. Das wird sicher sehr gut. Später werde ich dann, innerhalb der nächsten 5 Jahre, die dharma transmission von Okamura Roshi bekommen, so die Planung.
 
Mein Angya (Wanderung des Unsui von Meister zu Meister) ist damit beendet!  Endlich! Ich bin sehr glücklich, dass ich wieder einen Lehrer habe und Teil der Sanshin-ji Familie (Sangha) sein darf. Es macht mich glücklich, da er eine Ausnahme machte, weil er keine Schüler mehr nimmt. Das macht mich besonders dankbar. Es fühlt sich gut an und ich hoffe für euch wird sich auch etwas positiv verändern. Die Zeit des Angya war wahrscheinlich die spannendste Zeit in meinem Leben, soviel hat sich verändert in den 12 Jähren seit mein Ordinationsmeister und ersten Lehrer Missen Michel Bovay krank wurde, soviel habe ich gelernt, soviel raus aus der „Komfortzone“, soviel initiert und Gutes getan, und soviel Fehler gemacht und bereut. Das einst florierende Zen Dojo Basel begraben, gegen die übermächtige AZI keine Chance. die Zenklause aufgebaut, Naikan in meine Praxis integriert, viele Sanghen und Lehrer kennen gelernt, danke! Sie waren alle so offen und nett zu mir. Ich bin dankbar, bei aller Trauer um den Tod meines Lehrers, den Verlust meiner Sangha, denn es haben sich viele Dharma Tore geöffnet und das Licht ist heller denn je und der Weg deutlicher. 
Vor allem habe ich nun einen Lehrer und Sangha gefunden, die einen so akzeptiert wie man ist, in der man frei praktizieren, reden kann, die sehr ernsthaft den Weg Dogens praktiziert – ohne Spielzeuge, wohl keine Sangha hat das Privileg mit einem solch guten Kenner Dogens zu studieren wie Okumura – wie heisst so schön der Slogan Kosho Uchiyamas „Ein Sitzen, zwei Praktiken (Gelübde und Reue), drei Geiste ( freudiger Geist, grossherziger und aufziehender Geist), keine finanziellen Interessen oder Machtinteressen der Lehrer bestehen, nicht sektenhaftes, nur Freiheit, Freude und Leichtigkeit der Praxis stehen im Vordergrund.
Was wird sich hier ändern? Ich denke die Richtung in der Sanko-ji gehen wird, wird klarer. In den nächsten Wochen werde ich versuchen herauszuarbeiten, was die Sanshin-ji Gemeinschaft ausmacht. Wir sind wieder Teil der grossen Gemeinschaft des Soto-Zen und der kleinen Sanshin-ji Community. Das meiste praktizieren wir ja schon im Stile Sanshin-ji. Für den einzelnen ändert sich hoffentlich nichts, denn jeder ist seiner Praxis Schmied und die muss man v.a. dann Schmieden, wenn sie kalt ist und die Basis bleibt einfach Shikantaza und „ohne Spielzeug“, auch die 50’ Minuten Zazens bewähren sich, wenn man Zazen nicht als Askese oder Martyrium praktiziert. Ich hoffe auch, dass die SchülerInnen der Sanshin-ji Gemeinschaft zukünftig hier an den Sesshins in Sanko-ji teilnehmen. Hier „Teilhabe“ finden.
 
3.Das Januar-Sesshin mit Kesa Nähen geleitet von Zenmönch Christoph Martin, vielleicht jetzt wieder interessanter für einige Praktizierende, da nun die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass hier in Sanko-ji bald zumindestens Jukai (Zufluchtnahme) genommen werden kann. Aber auch so eine gute Möglichkeit viel Zazen und aber auch 4 Stunden/Tag zu nähen.
 
4. Danke an alle die in Sanko-ji geholfen haben, es unterstützt haben. Ich wünsche euch eine gesegnete und heilige Zeit mit viel Stille, eine Zeit, in der ihr aus dem Tunmodus etwas aussteigen könnt, den Blick nach Innen richten könnt, etwas mehr Zeit habt für ein Sitzen, zwei Praktiken und drei Geiste.
 
5.Genki – Munter, gesund, heiter – dies ist das Kanji, das ich dieses Jahr kalligrafieren werde, und vielleicht als Motto des Jahres 2020 in Sanko-ji gelten könnte
 
6. Fussnoten zu Zazen 11von Issho Fusshita im Anhang
 
Gassho
GyorikiNe

Newsletter November

Liebe Freundinnen und Freunde Sanko-jis

Nun ist es klar geworden auf den Höhen des Schwarzwaldes liegt schon recht viel Schnee. Draussen ruht die Arbeit mehr oder weniger, ausser das stetige Schneiden und Spalten des Holzes, das uns hier im Haus wärmt.
Jeder, der einmal ein Sesshin oder Naikan hier gemacht hat, weiss, wovon ich spreche. Die Wärme des Holzofens geht tief rein in Muskeln und Knochen und bringt uns die tiefe Freude und Entspannung, die wiederum notwenig ist für Naikan und Zazen.
Hier im schwarzen Wald erfüllt mich regelmässige tiefe Dankbarkeit für die Lieferanten des Holzes und ich schäme mich für unsere Spezies, die es schafft immer mehr Wesen diese Planeten nach wirtschaftlichen Nutzen einzustufen. Wo ist der Respekt geblieben vor dem Universum, dem Dharma und die Freude und Dankbarkeit? Schade…

Ende Oktober/November hat eine wichtige Naikanwoche hier stattgefunden. Zum ersten Mal wurde ein Naikan geleitet, während dem ich nicht anwesend war. Suzan hatte sich dazu bereit erklärt, dies erforderte von uns beiden viel Vorbereitung, denn Suzan kannte das Haus nicht und wusste nicht, was es alles zu bedenken/tuen gab. Umgekehrt war mein Job möglichst viel Vorzubereiten und zu Bedenken, was Suzan alles wissen muss. Lange Rede, kurzer Sinn, es war sehr anstrengend für uns, es ist gelungen, da Suzan sich auf alles einliess,…. die Küchensituation, Samu und Zazen, die Holzöfen, etc…und vieles mehr. Ausserdem half Albin an drei Tagen beim Kochen und Putzen, ohne ihn, wäre dieses Naikan nicht möglich gewesen. Grossen Dank an Albin und Suzan!
Es hat sehr gut geklappt, die Teilnehmer haben gute Arbeit gemacht und den inneren Acker vorbereitet für ihr künftiges Leben und nächstes Jahr wissen wir es, wie es geht. Voraussetzung ist, dass wir wieder jemand finden, der die drei Tage, an denen ich arbeiten gehen muss, beim Kochen assistiert oder es sogar übernimmt.
Grundsätzlich könnt ihr an jedem Naikan euch melden, helfen und so einsteigen. Es wäre ein grosses Geschenk und notwendig. Bitte meldet euch, wenn ihr das möchtet, insbesondere suchen wir schon jetzt wieder für Ende Oktober 2020!

Ausserdem benötige ich noch mindestens eine Person, damit das Naikan über den Jahreswechsel stattfinden kann. Bitte diese Nachricht weitertragen;-)

Zum Schluss noch ein Zitat von Kosho Uchiyama Roshi zum Mysterium Zazenhaltung:
„Eines Tages kam ein Westler zu mir und fragte mich: Ich möchte gerne Zazen praktizieren, aber ich kann nicht mit gekreuzten Beinen sitzen. Was denken sie über auf dem Stuhl sitzen während Zazen?
Es ist nicht so gut. Im Halblotus oder Volllotus sitzen ist etwas komplett anderes als auf dem Stuhl sitzen. Wenn sie wirklich richtig sitzen, werden sie den Unterschied merken. Es scheint ähnlich zu sein, aber der mentale Zustand ist anders. Wenn sie mit gekreuzten Beinen sitzen, wird der Körper gerade und der Geist wird auch geradeaus, direkt, unkompliziert, einfach (straightforward).
Im allgemeinen, weil Westler lange Beine haben, können die, die in ihren 20ger Jahren beginnen, oft einfacher sitzen als Japaner; die in den 30er Jahren scheinen oft Schmerzen zu haben, und es sind nur wenige die in ihren 40er mit dem Sitzen beginnen können. Es ist fast unmöglich für Menschen in den 50er Jahren. Wenn Personen aber trotz des Alters sitzen wollen, empfehle ich das Stuhlsitzen als die 2. beste Methode. Der entscheidende Punkt ist, dass sie auch hier die Wirbelsäule so strecken, dass sie sich fühlen als würden sie den Unterleib auf ihren Schoß platzieren. Und dennoch ist das dann eine ganz andere Haltung als die echte Zazenhaltung. Warum wird Körper und Geist „straigthforward“? Ich kann es nicht mit Worten erklären.“

Dann natürlich noch Issho Fusshitas Fussnoten zu Zazen Nr. 10 im Anhang. Viel Freude beim Studieren.

Ich bin nun schon in den Vorbereitungen für das Rohatsu in Sanshin-ji USA und schon recht nervös, wie vor jedem Rohatsu und ganz speziell vor dem, da es noch eine lange Hin- und Rückreise beinhaltet. Die mich kennen wissen – ich bin kein Fan von langen Flugreisen und dennoch freue ich mich sehr, denn das Rohatsu ist jedes Jahr der Höhepunkt des Jahres für mich, denn wie ich en eben gelernt habe, da wird Körper und Geist straightforward und das habe ich gerne;-), weiss auch nicht warum:-)

In diesem Sinne wünsche ich euch ein direkte, gerade, einfache, unkomplizierte Praxis. Melde mich im Dezember wieder.

Herzlich und Gassho
Volker


Newsletter Oktober 2019

Liebe Freundinnen und Freunde Sanko-jis

Ich hoffe, ihr habt die Musse zumindestens Phasen dieser wunderbaren Herbsttage zu geniessen. Nur im Herbst ist die Luft so klar, die Farben so schön wie sie sind, die Stimmungen mit ihren mannigfaltigen Kontrasten so vollendet, dass ich am liebsten die ganze Zeit Stimmungen fotografieren möchte.

Hier in der Zenklause ist nun die reiche Ernte eingefahren, die letzten süssen Trauben verspeise ich gerade, im Keller reifen Birnen und Quitten nach.
Es ist die Zeit des Erntedankes und die Vorbereitung auf die Zeit des Rückzugs ins Haus, in der wir uns traditionell weniger Bewegen, mehr in uns zurückziehen und Rückbesinnen.
Hier in Sanko-ji haben wir noch die Möglichkeit im Rhythmus der Jahreszeiten/Natur zu leben und ich bin sehr dankbar dafür,

Diese wertvolle Zeit des Rückszugs beginnt hier dann auch mit einer ausgebuchten Naikanwoche geleitet von Suzan Mazumdar, auf die ich mich sehr freue. Die nächste Möglichkeit Naikan zu üben, wäre dann über den Jahreswechsel, eine „starke“ Zeit für den Rückzug.

In den letzten Tagen habe ich mich mit der Vorbereitung der Naikanwoche (Essensplanung/Einkaufen/Organisation) beschäftigt und mit der Übersetzung der Fussnoten 9 zu Zazen von Issho Fusshita. Das Übersetzen fiel mir dieses Mal schwer, da das Thema Loslassen und die detaillierte Sprache die Fusshita benutzt bzw. die Gründlichkeit und Kleinschrittigkeit mit der er erklärt, mir grosse Schwierigkeiten in der Wortwahl bereiteten. Loslassen, die Essenz des Zazen, sollte aber tiefgründig von jedem Praktizierenden verstanden und angewandt werden können, so war es nötig, dass ich mir grösstmögliche Mühe gab. Doch empfehle ich mangels meines Übersetzungsvermögen, in jedem Fall das englische Original zu lesen. Ich wünsche viel Freude beim Nachvollziehen der Gedankengänge und dem Herabtauchen in die Möglichkeiten und Freuden des Loslassen. Ich empfehle allen Übenden egal welchen Übungsgrads, das Wesen des Loslassen zu durchdringen und hierin nicht nachzulassen.

Was sind die Alternativen zu Loslassen während des Zazens? – Kämpfen, Aushalten, Wegträumen/Dösen,….Das Erleben der Freude und Leichtigkeit von Zazen, wie von Meister Dogen beschrieben, insbesondere in einem Sesshin, geht nur über das virtuose Anwenden des Loslassen. Schmerzen körperlicher oder seelischer Art sind doch, so eine Sichtweise, oft Folge von Verspannungen psychischer und/oder muskulärer Art. Wie sollte ein Rohatsu mit 14 Stunden Sitzen/Tag zu Zazen in Leichtigkeit und Freude führen, ohne Loslassen? (abgesehen von der richtigen Zazenhaltung natürlich, s. Fussnoten 1-6):-) Wie sollte vieles andere Leid dieser Welt zu Freude führen?

Eine persönliche Anmerkung mit Beispiel: Persönlich finde ich das Loslassen während eines Sesshin nach fast dreissig Jahren Übung als recht einfach. Das 7Tage Sitzen à 14 Stunden, wie bei einem Rohatsu à la Antaiji führen einen wie von selbst dort hin. Freude und Leichtigkeit werden zur Basis. Doch im Alltag finde ich es immer noch schwierig jederzeit loszulassen, besonders bei körperlichen Schmerzen. Durch eine verkrümmte Wirbelsäule und diverser Schleudertraumen in der HWS kann es bei mir durch Überbelastung/Fehlbelastung oder kleinere Unfälle immer wieder zu sehr starken Verspannungen im rechten Rückenbereich kommen, die wenn ich sie nicht Loslassen kann, zu starken Verspannungskopfschmerzen mit Atemproblemen im schlimmsten Falle gar zu Migräne führen können. Natürlich habe ich in den letzten Jahren meine Dehnübungen entwickelt und es gelingt mir in 99% der Fälle selbst innerste, einst tief verborgene Muskeln zu entspannen; doch fand die Überbelastung auf mehreren Ebenen statt, z.B: Wandern, Holzspalten und noch ein kleiner Ausrutscher beim Wandern, dann können die Verspannungen komplex und unübersichtlich werden und mich zu tagelangem ständigen Loslassübungen führen. In sehr seltenen Fällen (1-2x pro Jahr) hilft aber immer noch gar nix, ausser eine Schmerztablette nehmen,…ergo weiter Loslassen;-)
Doch durch unendliches Loslassen kann ich auch im Alltag ständig aktiv Verspannungen loslassen bzw. die Muskeln der Wirbelsäule aus der Fehlhaltung durch aktives Gegensteuern bei gleichzeitigem Entspannen herausführen. In einem Sesshin führt dieses Loslassen/ aktive Korrektur durch jahrelange Übung zu ununterbrochenen Üben auch im Schlaf, also nonstop….es wird zur heilenden Gewohnheit. Im Arbeitsalltag, kann ein längerer Unterbruch der „aktiven, unbewussten“ Übung allerdings zu immer wieder kehrenden Rückschritten bzw. Stillständen führen, so dass sich der ganze Prozess über Tage hinziehen kann. Das klingt mühsam, doch wie wunderbar ist doch das Gefühl der Selbstkontrolle, ich kann meine Krankheit selber heilen und bin dadurch körperlich auch immer noch recht fit und belastbar. Ein Gefühl grosser Dankbarkeit und Freiheit sind Folge dieses unablässigen Übens körperlichen Entspannens und Autokorrektur. Über die Benefits des Loslassen auf den verschieden geistigen Ebenen mag ich jetzt gar nicht erst eingehen.
Also…, deswegen finde ich die Fussnoten 9 auch ungemein wichtig, versucht er doch diesem wichtigen, schwierigen Thema auf den Grund zu gehen und es uns Nahe zu bringen. Zazen/Sesshin ist keine Askese!

Ein wunderbaren Herbst des Loslassen euch!

Herzlich und Gassho
Gyoriki


Newsletter September 2019

Liebe Freundinnen und Freunde der Zenklause

Was für ein prächtiger Herbst – geniessen wir ihn!

Die nächsten Veranstaltungen entnehmt bitte dem Veranstaltungskalender unten oder dem auf der neuen homepage.

Für alle Sesshins und das Naikan zum Jahreswechsel sind noch Plätze frei, das Naikan Ende Oktober ist schon lange ausgebucht und es besteht eine Warteliste.

Das Rohatsu findet dieses Jahr ausnahmsweise nicht statt, da ich zeitgleich am Rohatsu in Sanshin-ji in den USA, im Zentrum von Shohaku Okumura Roshi teilnehme, der Zeitplan ist der gleiche – old antai-ji style-, also sieben Tage „Nur-Sitzen“.
Shohaku Okumura Roshi und ich werden dort auch besprechen, ob ich sein Schüler werden kann (er kannte meinen Ordinationsmeister M. Bovay), was aber auch heisst, dass ich Hossenshiki (Shuso-Zeremonie) machen soll und damit in das „traditionelle“ Soto-Zen wieder eingegliedert werden /soll/ möchte.
Wie wir/ich entscheiden ist noch offen, da ich keine grosses Bedürfnis nach dergleichen verspüre, aber es könnte eine Notwendigkeit vorliegen, der ich Folge leisten könnte. Schauen wir mal….

Warum könnte es interessant sein Schüler in Okumura Roshis Linie zu werden, u.a. wegen solcher Aussagen, wie die unten von seinem Meister Ushiyama Roshi. Mir gefällt die Gründlichkeit, Einfachheit, Klarheit dieser Linie, die aus der tiefen, radikalen Praxis von Shikantaza entspringt…und ich bewundere die Bücher, Texte, Kommentare, die aus dieser Praxis entstanden und die Normalität, Unaufgeregtheit und Bescheidenheit, wie sie das einfach in den Alltag mit dem tiefen Wunsch, das irgendwann alle Menschen einfach Zazen üben, umsetzen.

“Wenn Sie klar verstehen, dass diese Welt, die Sie sehen, wirklich nur die Welt des Selbst ist, und dass wenn sie sterben, Sie mit dieser ganzen Welt sterben, wird das konventionelle Wertesystem verschwinden.“ K. Ushiyama

Ist das nicht eine wunderbare Befreiung von vielem!?

Im Anhang die Fussnoten zu Zazen 8 von Issho Fusshita

Von Herzen wünsche ich euch viele Gelegenheiten Naikan und Zazen zu praktizieren oder einfach nur die Möglichkeit, einen Moment in der Frühherbstsonne unter einem alten, ehrwürdigen Baum zu sitzen.

Gassho
Gyoriki