JUJUKINKAI – (wörtlich) die 10 Vorschriften erhalten
Jujukinkai ist für viele naikanübende Personen die notwendige Konsequenz, wenn sie sich spirituell entwickeln wollen.
In jeder religiösen Tradition werden Verhaltensrichtlinien im Sinne eines heilsamen Lebens benannt, und sie lauten überall recht ähnlich. Mit der Jukai- bzw. Tokudo-Zeremonie bekommen wir sie übertragen. Es bringt jedoch nur wenig, wenn man sagt “Du sollst…” oder “Du sollst nicht…” So lange man nur äußere Regeln befolgt, oder sich schuldig fühlt, wenn das nicht gelingt, sind Regeln ein Gefängnis. Erst wenn die eigene Erfahrung ein tiefes Erkennen bewirkt, dass die eigene Lebensqualität und die aller Wesen auf der Erde durch ethisches Handeln steigt, dann machen Regeln Sinn, dann werden sie zum Hilfsmittel.
Wie also bringt man die Theorie in die Praxis? Der japanische Zen-Meister und Jôdo-Shin-Priester Reiunken Shue Usami hat die Naikan-Methodik mit den Jujukinkai-Themen und der Zen-Praxis verbunden: das Jujukinkai-Retreat war geboren. Seit 1986 leitete Usami Roshi (gest. 2019) in seinem Tempel in Senkobo, Japan, Jujukinkai-Retreats. Jujukinkai bedeutet, folgende Handlungen zu vermeiden:
1.Leben nehmen, töten, zerstören
2.Diebstahl, etwas nehmen was nicht gegeben wurde
3.Unordnung in allen Beziehungen, insbesondere in der Sexualität bringen
4.Lügen, sich nicht an die Wahrheit halten
5.Trunkenheit, Trübung des Geistes, Berauschen
6.Über schlechte Taten anderer sprechen
7.Sich selbst loben und andere verunglimpfen, hochmütig sein
8.Geistige oder materielle Hilfe widerwillig geben
9.Ärger, Zorn, Wut
10.Über die Drei Kostbarkeiten (Buddha, Dharma, Sangha) zu lästern
Jujukinkai ist ein 7 tägiges Schweige-Retreat, man zieht sich in die Stille zurück. Keine Ablenkung im Außen, die ganze Konzentration gilt der Jujukinkai- Übung.Man beginnt im Jujukinkai mit dem 1. Thema “Leben nehmen, töten” und forscht nach Handlungen im eigenen Leben, wo man zerstört und getötet hat. Zuerst untersucht man die Erinnerungen bis zum 6. Lebensjahr, dafür hat man etwa 2 Stunden auf seinem Übungsplatz Zeit. Dann führt man darüber ein Einzelgespräch mit dem Jujukinkai-Leiter/-in, danach geht es weiter mit den Lebensjahren 10-15, 15-20 usw. bis zum heutigen Tag. Danach erforscht man das 2. Thema und so weiter. Wozu soll ich das genau erforschen? Ganz einfach: Nur was ich erkenne, kann ich beeinflussen, aktiv vermindern und vermeiden. Jujukinkai ist eine Auseinandersetzung mit den eigenen unbequemen Seiten. Doch nur, wenn wir unsere Schattenseiten genau kennen, können wir wirklich über unser Handeln frei entscheiden.